Deutschland und die Welt im Corona-Fieber (Sport + Gesellschaft)

[Hello_Schmitty]

Abel,

eines ist klar: Der/Die Gesundheitsministerin hat die echten Probleme zu bewältigen.
Ich fand mal einen Bericht über eine Schule in Rumänien oder so sehr interessant. Die Pfleger dort lernen alles, was sie in Deutschland brauchen und direkt anwenden können. Das Dumme ist: Deutschland erkennt die Ausbildung nicht an. Praktisch stehen also zig Leute zur Verfügung, deren Ausbildung nicht anerkannt wird.

Warum scheint für so viele die Lösung für unsere Probleme im Gesundheitssystem im anwerben von ausländischen Arbeitskräften zu liegen? Ist das moralisch und ethisch in Ordnung? Nimmt man damit nicht den Ländern in denen es eh schon Scheisse läuft nicht noch die besten Kräfte weg? Gerade was Ärzte, Krankenschwestern usw betrifft? Die Ausbildung dieser Leute kostet die Staaten dort auch Geld und dann gehen diese Leute ins Ausland? Das kann doch nicht die Lösung sein? Die Berufe müssen hier attraktiver gemacht werden. Krankenhäuser dürfen meiner Meinung nach ausschließlich in staatlicher Hand sein, genau wie Energieversorger, Wasser, Bahn usw. Damit muss man kein Geld verdienen, das sollte Allgemeingut sein und im besten Fall steht am Ende ne schwarze Null. Wir haben Unmengen an Krankenkassen... wozu? Damit die den Leistungserbringern ständig neue Verträge mit immer niedrigeren Fallpauschalen vor die Füße schmeissen, nach dem Motto friss oder stirb? Wenn du den Vertrag nicht zeichnest, machts eben eine der Heuschreckenfirmen die auch für 15 Euro noch nen Patienten mit Inko Hilfsmitteln "versorgen". Der Fisch stinkt vom Kopf und nicht weil hier irgendwelche Abschlüsse aus Rumänien nicht anerkannt werden. Ich möchte auch keinen Elektriker haben, der mir meine Hauselektronik installiert, weil der in Botswana nen Meistertitel gemacht hat, der hier einfach so anerkannt wird.

Es sollte doch möglich sein, die Qualifikation vor der Anerkennung zu verifizieren. Außerdem ist dein Beispiel mit dem Elektriker aus Botswana unpassend, weil du da noch absagen und dir einen anderen Anbieter suchen kannst. Und ja, ne Dauerlösung kann das Abwerben aus dem Ausland natürlich nicht sein, es wäre aber zumindest ne kurzfriste Hilfe.

[Scholle]

Diese kurzfristige Hilfe läuft ja bereits seit einigen Jahren mit maximalem Erfolg. Ich habe nicht das Gefühl, daß das eine Lösung ist. Wir betreuen bestimmt 160 Pflegedienste hier in MV. Die durchschnittliche Mitarbeiterin dort ist eher 50 Jahre alt und kommt aus Deutschland davon sehr viele Quereinsteiger. Das Problem löst man in meinen Augen nur mit Geld und indem man die Arbeitsbelastung der Leute reduziert. Also mehr ausbilden, mehr zahlen und kreativ werden um den Job attraktiver zu machen. Am Ende gehts immer um Geld und "Work-Life-Balance"....

[Zircus]

Es sollte doch möglich sein, die Qualifikation vor der Anerkennung zu verifizieren. Außerdem ist dein Beispiel mit dem Elektriker aus Botswana unpassend, weil du da noch absagen und dir einen anderen Anbieter suchen kannst. Und ja, ne Dauerlösung kann das Abwerben aus dem Ausland natürlich nicht sein, es wäre aber zumindest ne kurzfriste Hilfe.

Zumindest für die Gesundheitsberufe läuft es so:
Auf Basis der curriculären Vorgaben aus dem Herkunftsland ,mit Übersetzungen, viel postalischem Austausch, etc. wird ein sogenannter Defizitbescheid
erstellt. Dieser dient als Grundlage für einen individuellen Anpassungskurs ( sind meistens so zwischen 450-800 Theorie, zumindest bei Abschlüssen aus Südamerika). Um an diesen teilnehmen zu können, bedarf es vorher eines Sprachkurses mit dem Ziel B2... welcher aber nicht dafür qualifiziert sich mit der Mecklenburger Oma auch nur ansatzweise zu unterhalten. Bevor überhaupt jemand in diese Anpassungskurse kommt, sind manchmal 2-3 Jahre vergangen.
Und das, obwohl die Anforderungen deutlich geringer sind als in GB, Australien oder Neuseeland. Dort absolviert man 7 verschiedene Prüfungen, bevor du da arbeiten darfst. Die sprachlichen Anforderungen liegen dort weit über den Englischkenntnissen , die man z.B. mit dem Abiturenglisch erwirbt.
Der nächste Frust entsteht in der Praxis. Kollegen aus anderen Kulturkreisen ,haben ein völlig anderes Pflegeverständnis und betrachten die Grundkrankenpflege nicht als ihrem Abschluss entsprechend, um das mal vorsichtig auszudrücken.
Weiterhin ist hier das Arbeitsanfall deutlich größer als in den meisten anderen Ländern. Gleiches gilt für die Rahmenbedingungen in der Schichtarbeit und weitere 278 Gründe.
D ist kein Ziel für ausländische Pflegekräfte.
Die polnische Krankenschwester, erhält übrigens mit die beste Ausbildung weltweit, sucht eher den englischsprachigen Raum. Das Einzige, womit wir punkten können, ist die relative Nähe zur Heimat.

[Resolute]

@S@Scholle
Nein, es ist sicherlich nicht korrekt, aber hast du aktuell eine andere Lösung parat? Was würdest du mit nem 17-jährigen Kind machen, das eine solche Ausbildung anstrebt? Würdest du wollen, dass dein Kind diese Ausbildung beginnt? Also ich wüsste, dass ich es nicht gerne sehen würde. Selbst wenn heute 100 Leute eine Ausbildung beginnen, so sind sie in fünf Jahren frühestens auf der Intensiv.

Davon abgesehen gibt es in mehreren Ländern qualifizierte Ausbildungen nach deutschen Vorgaben, teils von deutschen Projekten ausgehend (ich beziehe mich explizit nur auf die Dokus, die hier mehrfach gezeigt wurden), deren Absolventen aber hier nicht arbeiten dürfen, weil die Regierung die Qualifizierung seit zig Jahren nicht anerkennt. Die Ausbildungen, von denen ich spreche, haben übrigens Deutsch als Pflichtfach. Also sprachlich ist da mal gar kein Problem.

Fakt ist, wir werden hierzulande keine Kräfte finden. Nicht heute, nicht morgen, nicht in drei Jahren. Den Job macht niemand mehr freiwillig. Warum auch, er wird ja nicht wertgeschätzt (Klatschen hilft nicht). Wer geht freiwillig einen Beruf mit mieser Bezahlung, hohen Anforderungen, hohem psychischen Druck und der Garantie, früh nicht mehr arbeiten zu können, ein? Das ist ein besonderer Menschenschlag. Ich habe gesehen, was es einem erwachsenen Menschen abverlangt, wenn der Partner 'nur' Zuhause gepflegt wird. Ganz ehrlich, so sehr, wie ich meine Oma dafür bewundert habe, so sicher weiß ich auch, dass ich das für niemanden machen würde.

Was ich absolut korrekt finde, ist die Forderung, dass Krankenhäuser (und Pflege- und Altenheime) ausschließlich staatlich sein dürfen. Solche Konstrukte dürfen nicht auf Profit aufgebaut werden. Dass jetzt auch noch eine Krankenhausgesellschaft an der Börse ist, ist unverantwortlich, dumm und 'setzt mal alle Wörter ein, die ich öffentlich nicht schreiben mag'.

[Scholle]

Da beisst sich die Katze in den Schwanz. Nur weil Kräfte die jetzt eine Ausbildung beginnen würden, erst in ein paar Jahren "fertig" für den Arbeitsmarkt
sind, kann man ja nicht sagen "dann lassen wir es besser gleich". Zumal der "Fachkräfteimport" ja ganz offensichtlich auch noch massiv andere Probleme und Kosten verursacht- Es ist ja auch nicht so, daß niemand eine Ausbildung in der Medizin oder Pflege beginnt. Aber es muss attraktiver werden... Steuervorteile, kostenloser ÖPNV im Dienst, Vorteile analog zu einer "Ehrenamtkarte" usw. Ganz klar, daß das kein einfaches Unterfangen und auch eher ein Marathon denn ein Sprint wird. In meinen Augen auch ein bisschen bedingt durch die generelle gesellschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren. Jeder nur noch für sich, warum etwas für die Gemeinschaft tun, nur ich bin wichtig und individuell.... Krankenwagen und Feuerwehr kann man ruhig im Einsatz behindern oder vollquatschen usw. Wenn man so eine gesellschaftliche Entwicklung noch auf allen Ebenen befeuert, muss man sich nicht wundern, wenn das Verantwortungsbewusstsein und der soziale Kit der alles zusammenhält irgendwann bröselt.

[Spring]

Da beisst sich die Katze in den Schwanz. Nur weil Kräfte die jetzt eine Ausbildung beginnen würden, erst in ein paar Jahren "fertig" für den Arbeitsmarkt
sind, kann man ja nicht sagen "dann lassen wir es besser gleich". Zumal der "Fachkräfteimport" ja ganz offensichtlich auch noch massiv andere Probleme und Kosten verursacht- Es ist ja auch nicht so, daß niemand eine Ausbildung in der Medizin oder Pflege beginnt. Aber es muss attraktiver werden... Steuervorteile, kostenloser ÖPNV im Dienst, Vorteile analog zu einer "Ehrenamtkarte" usw. Ganz klar, daß das kein einfaches Unterfangen und auch eher ein Marathon denn ein Sprint wird. In meinen Augen auch ein bisschen bedingt durch die generelle gesellschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren. Jeder nur noch für sich, warum etwas für die Gemeinschaft tun, nur ich bin wichtig und individuell.... Krankenwagen und Feuerwehr kann man ruhig im Einsatz behindern oder vollquatschen usw. Wenn man so eine gesellschaftliche Entwicklung noch auf allen Ebenen befeuert, muss man sich nicht wundern, wenn das Verantwortungsbewusstsein und der soziale Kit der alles zusammenhält irgendwann bröselt.

Zumal ja auch der Import von Fachkräften für diese Berufe nicht auf ewig gebunden ist. Wenn der osteuropäische Pfleger oder die syrische Krankenschwester feststellt, dass sie hier in anderen Berufen auch ohne Ausbildung besser verdient, vernünftige WorkLife-Balance lebt und viel bessere Zukunftsaussichten hat, wechselt er/sie auch ganz schnell die Jobs.

Nach u nach verstaatlichen, Zuschlag auf Rente oder früheres Eintrittsalter bei vollen Leistungen.

Mal unabhängig von Corona, die Uhr steht auch mit Hinblick auf den demographischen Wandel schon auf 12:10. Allgemein müssen die klassischen Ausbildungsberufe wieder besser bezahlt werden. Gefühlt 70 Prozent der Jugend bekommt das Abitur heute hinterhergeworfen, kann dann am Computer nicht mal einen halbwegs fehlerfreien zusammenhängenden Text verfassen und braucht dann für den Bachelor 5-6 Jahre. Oder es werden drei verschiedene Studiengänge begonnen und mit 30 hat man dann immer noch nichts ins Rentensystem eingezahlt.
Hab auch so zwei Fälle in der Familie.

Die Probleme sind hundertprozentig hausgemacht und liegen im Kern. Mit dem neuen Tenor der absoluten Toleranz und der Tatsache das ja jeder was ganz Besonderes ist und sich erstmal paar Jahre finden muss, wird’s in Zukunft nicht besser.

[Boeller]

Die Berufe müssen hier attraktiver gemacht werden.

Mal in letzter Zeit die Altersverteilung angeguckt? Deutschland hat jetzt schon die älteste Bevölkerung in Europa und das wird sich noch verstärken. Nun sollen die jungen Leute alle in die Pflege, Krankenhäuser etc.? Und was ist mit Wertschöpfung? Mit Ingenieuren, Wissenschaftlern (Ohohoho!!!!111Elf), Handwerkern? Leute, so geht's nicht. Wir sind auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Sehr viele Staaten haben eine sehr junge Bevölkerung. Dort ist man froh, wenn diese im Ausland arbeiten und das Geld in die Heimat schicken. Nur so können viele Staaten noch existieren.

[Zircus]

Und alles nur, weil ihr im Schnitt nur 1,5 Kinder habt.

[Hansa4ever]

Und alles nur, weil ihr im Schnitt nur 1,5 Kinder habt.

Ich habe drei. Für wen habe ich hier 1,5 Kinder übernommen?

[Zircus]

Und alles nur, weil ihr im Schnitt nur 1,5 Kinder habt.

Ich habe drei. Für wen habe ich hier 1,5 Kinder übernommen?

Ich tippe auf Boeller…