Moin,
anbei noch meine Einschätzung des Spiels, wobei einige Spieler (Löhmannsröben, Neidhardt, Litka, Horn, Breier) besonders begutachtet werden.
Aufstellung & taktische Grundordnung:
Hansa dieses Mal mit Horn statt Scherff (verletzt) sowie Reinthaler statt Roßbach (Rot-Sperre). Die taktischen Grundordnungen folgend:
Theorie:
Grundsysteme_1860_Hinrunde.JPG
Praxisbeispiele:
Grundsysteme_1860_Hinrunde_real.JPG
Das Spiel:
Defensiv:
Gegen einen Gegner, der in 4 Begegnungen bislang 10-mal getroffen hatte, ein nahezu perfektes Spiel. In der 1. Halbzeit ließ Hansa 4 und in der 2. Halbzeit 0! Torschüsse zu. 2-mal konnte 1860 aus dem Spiel heraus abschließen (12. & 20. Minute) und 2-mal infolge einer Ecke (24. & 41. Minute). Mit Stephan Salger (Nr. 6) hatte man anscheinend den Antreiber in der gegnerischen 4er-Kette ausgemacht. Diesen stellte Verhoek bei Ballbesitz 1860 konsequent zu. Vorne entschied sich interessanterweise das Münchener Trainerteam dazu, den robusten kopfballstarken Mölders (Nr. 9 - bisher 3 Tore) eher über die Seite von Sonnenberg + Riedel angreifen zu lassen und den kleineren sehr schnellen Lex (Nr. 7 - bisher 2 Tore) gegen Reinthaler in die Spur zu schicken. Reinthaler machte seine Sache trotz des anmutenden Missmatches (klein & schnell vs. groß & unbeweglich) sehr gut. Mölders sah ebenfalls kaum einen Stich, so wurde er bspw. bei hohen Bällen von Sonnenberg sowie Löhmannsröben gedoppelt. Das gesamte Team stand über 90 Minuten sehr kompakt und diszipliniert. Ein Beispiel nachfolgend in Bildform.
Min 30:31 - 8 Spieler Hansas auf engstem Raum gegen den Ball & Gegner
Beispiel_Kompaktheit_vs1860.JPG
Offensiv (Betrachtung bis zur roten Karte gegen 1860):
In Halbzeit 1 Hansa mit 4 Torschüssen (Löhmannsröben 24 m nach Gegenpressing - 8. Min; Doppelchance Breier 10 m & Horn 17 m nach langem Ball in die Spitze - 16. Min; Breier 10 m nach Freistoß aus dem Halbfeld - 30. Min). Spielerisch lief kaum etwas zusammen. Löhmannsröben, Neidhardt, Litka, Horn und Breier spielten in den ersten 23 Minuten bspw. 20 Pässe nach vorne - an kamen davon 6 (= 30 %). Die Ballverlustquote dieser Spieler lag bis zu diesem Zeitpunkt zwischen 40 und 45 % - ein schlechter Wert. Einzig Neidhardt konnte sich bis zur Halbzeitpause steigern (Ballverlustquote 30 %).
In Halbzeit 2 Rostock bis zur roten Karte mit 5 Torschüssen (Bahn 17 m nach langem Ball in die Spitze 50. Min; Breier 11 m nach langem Ball in die Spitze 61. Min; Breier 15 m nach Passkombination flach 67. Min; Verhoek 17 m nach langem Ball in die Spitze 70. Min; Breier 9 m nach Freistoß aus dem Halbfeld 75. Min). Das Team insgesamt ballsicherer. Von den genannten Spielern besonders Neidhardt und Litka mit einer sehr positiven Ballverlustquote (10 % bzw. 21 %) - Breier (27 %) sowie Löhmannsröben (38 %) ebenfalls verbessert - Horn leider sogar etwas schlechter (50 %).
Derzeit wird Rostock sehr häufig entweder mit langen hohen Bällen in die Spitze (vs. 1860 5-mal) oder nach Standards (vs. 1860 2-mal) gefährlich. Dabei profitieren sie sehr von der offensiven Kopfballstärke Verhoeks und Löhmannsröbens sowie den gut getretenen Standards von Litka und Bahn. Letzterer könnte in der Ausführung noch etwas mehr Schärfe hineinlegen. Zwei Beispiele nachfolgend als Bilderreihe:
Torschusschance Verhoek nach langem Ball:
Verhoek_langerBall.JPG
Torschusschance Breier nach Freistoß:
Breier_Torchance.JPG
Weiterführende Gedanken - Offensive:
Positiv #1: Die Standards diese Saison sind gefährlich und werden mE für deutlich mehr Tore sorgen als in der letzten Spielzeit. Grund dafür sind gute Schützen (Bahn & Litka) sowie kopfballstarke robuste Abnehmer (Verhoek, Löhmannsröben, Reinthaler, "im Gewühl" Breier).
Positiv #2: Die Fähigkeit der Spieler aus dem Mittelfeld und der Abwehr sich gegen ein Pressing des Gegnerteams mit einem sauberen Pass- und Stellungsspiel heraus zu kombinieren, ist nicht mehr wie in der letzten Saison "sehr gut", aber mE immer noch "gut" bis "befriedigend" (Fehler z.B. Riedel, Sonnenberg, Kolke). Gegen einen aufgerückten Gegner stellen lange Bälle von bspw. Kolke, Löhmannsröben, Reinthaler oder Sonnenberg auf den sehr kopfballstarken Verhoek aber auch hohe Seitenwechsel auf die ballentfernten Außenspieler stets ein raumgewinnendes bzw. den Angriff startendes Mittel dar.
Negativ: Die spielerische Qualität des letzten Jahres ist im zentralen Mittefeldbereich nicht gegeben. Mit dem Abgang Pepics fehlt das Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff und es wird dementsprechend momentan nicht mehr 4-2-3-1 sondern nur noch im 5-4-1/3-4-3 System gespielt. Das Problem welches sich daraus ergibt, ist folgendes: Hohe Bälle in die Spitze und Standards sind zwei gute Möglichkeiten Tore zu erzielen. Allerdings sind sie auch "relativ leicht" zu verteidigen. 1860 München stellte sich bspw. innerhalb der 1. Halbzeit sehr gut auf die langen hohe Bälle ein - Löhmannsröben spielte 9 Stück - 2 kamen an. Man ist also etwas limitiert und muss aus einer durchschnittlichen Anzahl an Torschussgelegenheiten - in dem Fall bis zur roten Karte des Gegners 9 - mindestens 2-mal treffen, um das Spiel sicher zu gewinnen, denn: So gut die Defensive momentan auch auftritt - 1 Gegentor wie z.B. das Eckentor von 1860 ist immer realistisch und nicht zu verteidigen.
Einzelspielerauswertung:
Horn bis zur 81. Min:
Schnell, diszipliniert, engagiert in der Defensive und mit guten Momenten in der Offensive. Insgesamt leider noch zu aufgeregt und dementsprechend mit viel zu vielen unnötigen Ballverlusten. 1 Torschuss, 0 Fouls, 1-mal gefoult, 0 Dribblings mit Raumgewinn gegen Gegner. Den Rest der Statistik in Bildform:
Horn_Statistik.JPG
Breier bis zur 81. Min:
Wie gegen Verl kaum im Spiel, am Ball und mit sehr vielen einfachen Ballverlusten im Passspiel. Defensiv grundsolide, diszipliniert und laufstark. Offensiv sehr gefährlich, wenn er im Strafraum agierte, hatte die meisten Torchancen (2-mal nach Freistoß, 2-mal aus dem Spiel heraus). Das Trainerteam wird weiterhin auf Verhoek als Mittelstürmer setzen (die Spielphilosophie der "hohen Bälle" bzw. die noch bestehende Unzulänglichkeit sich viele Chancen über den "flachen Weg" zu erspielen, lassen keine andere Option zu). Für Breier ist das mMn mehr als bitter. 4 Torschüsse, 1 Foul, 1-mal gefoult, 1 Dribbling gegen einen Gegner. Den Rest der Statistik in Bildform:
Breier_Statistik.JPG
Neidhardt bis zur 81. Min:
Anfangs unsicher und mit vielen Ballverlusten. Danach immer besser werdend und mit einer sehr guten 2. Halbzeit - hinten ohne Fehler, vorne häufig anspielbar, sehr sicher am Ball und mit sehr vielen guten Aktionen. 0 Torschüsse, 2 Fouls, 1-mal gefoult, 1 Dribbling mit Raumgewinn gegen 2 Gegner. Den Rest der Statistik in Bildform:
Neidhardt_Statistik.JPG
Litka bis zur 81. Min:
In der 1. Halbzeit mit vielen Ballverlusten und wenigen, dafür aber sehr guten Offensivaktionen. In der 2. Halbzeit mit einem sehr guten Spiel - häufig anspielbar, sehr sicher am Ball und mit sehr vielen guten Aktionen. 1 Torschuss, 2 Fouls, 2-mal gefoult, 2 Dribblings mit Raumgewinn gegen 5 bzw. einen Gegner. Den Rest der Statistik in Bildform:
Litka_Statistik.JPG
Löhmannsröben bis zur 81. Min:
Defensiv zumeist zweikampfstark und sicher. Offensiv mit zu vielen Ballverlusten - besonders bei hohen Pässen. Diese müssen innerhalb der Mannschaft besser vorbereitet werden, da sie sonst vom Gegner zu einfach zu erkennen sind und abgelaufen werden. 1 Torschuss, 2 Fouls. 2-mal gefoult, 1 Dribbling mit Raumgewinn gegen einen Gegner. Den Rest der Statistik in Bildform:
Löh_Statistik.JPG