Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

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lunky
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Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von lunky »

Hallo miteinander,

ein aktuelles Thema, welches hier im Forum schon häufig diskutiert wurde und für Hansa sehr existenziell ist, ist die Finanzierung des Stadions.
Diverse Lösungsmöglichkeiten wurden dabei schon ins Gespräch gebracht, auch wie man sich als Fan einbringen kann.

Ich möchte hier anregen, dass sich Hansafans zusammentun um sprichwörtlich Geld zusammenzulegen und Eigentümer (zumindest teilweise) des Ostseestadions zu werden.

Klingt verrückt? Ja. Klingt Schwierig? Auf jeden Fall. Klingt unmöglich? Keineswegs!

Meine Gedanken gehen in Richtung einer eingetragenen Genossenschaft (eG), da diese meiner Meinung nach Vorteile einem Verein (e.V.) gegenüber bietet. Vorweg: Ich bin keine Experte in Sachen Finanzwesen. Ich schreibe hier auch, damit andere Forumisti mit Ahnung mitdiskutieren, Vor- und Nachteile nennen, erklären, abwägen und wir dann gemeinsam etwas gründen können, das Hand und Fuß hat.

Im Grunde ist eine Genossenschaft ähnlich wie ein Verein. Menschen mit gemeinsamen Interessen tun sich zusammen, legen Geld zusammen und fördern sich gegenseitig so. Der (teilweise) Erwerb eines Stadions um den gemeinsamen Lieblingsverein einen Spielort zu sichern kann so ein Grund sein.

Eine Genossenschaft in Stichworten kurz erklärt:
- Mindestens drei Leute braucht es zur Gründung
- Gesellschaft mit nicht geschlossener Mitgliederzahl
- Eintragung in das Genossenschaftsregister
- Eigene Rechtspersönlichkeit (Juristische Person)
- Mitglieder können natürliche Person und Juristische Person sein
- Beteiligung durch Geschäftsanteil
- Organe: Vorstand, Aufsichtsrat, Generalversammlung
- Mind. 3 Gründer müssen die Satzung (Statut) aufstellen
- Vorstand: mind. 2 Mitglieder Gesamtbefugnis für Geschäftsführung und Vertretung, gewählt vom Aufsichtsrat oder von Generalversammlung
- Aufsichtsrat: mind. 3 Mitglieder gewählt von Generalversammlung
- Generalversammlung: mehr Rechte als Hauptversammlung der AG, Abstimmung nach Köpfen


Im Gegensatz zu einem Verein ist eine Genossenschaft gewinnorientiert. Wobei die persönliche Bereicherung der Genossen in unserem Fall nicht das Ziel sein sollte. Was mit Gewinnen geschieht, kann in der Satzung definiert werden.

Um Mitglied einer Genossenschaft zu werden, stellt man einen Antrag und kauft einen oder mehrere Anteile. Jeder Genosse hat in der Generalversammlung nur einen Stimmanteil, unabhängig davon, wie viele Anteile er besitzt. Zutiefst demokratisch also. Vorstand und Aufsichtsrat werden (in der Regel) aus der eigenen Mitte gewählt. Es können sowohl natürliche Personen (Menschen wie du und ich) als auch juristische Personen (andere Gesellschaften, Firmen, etc.) Mitglied werden.

Die Höhe des gezeichneten Anteils ist sicherlich ein Punkt, über den diskutiert werden muss. Spontan denke ich, nicht weniger als 100€ und nicht mehr als 500€. Nicht unter 100€, da wir sonst Gefahr laufen "gekapert" zu werden, nicht mehr als 500€, da ansonsten zu vielen Leuten der Zugang verwehrt wird.

Es handelt sich hierbei um eine einmalige Zahlung und nicht um einen regelmäßigen Beitrag, wie bspw. bei einem Mitgliedsbeitrag. Das eingenommene Geld wird genutzt, um dem in der Satzung definierten Zweck nachzukommen (in unserem Fall der Erwerb und Betrieb des Ostseestadions). Das Geld erhält ein Genosse bei Kündigung seiner Mitgliedschaft (nach einer Frist von drei Jahren) zurück. Damit wird die Geschäftsfähigkeit der Genossenschaft ein Stück weit gesichert. Bei einer Insolvenz der Genossenschaft haftet jeder Genosse nur mit seiner Einlage. Das sollte aber eher unwahrscheinlich sein.

Wie oben erwähnt, ist die Mitgliederzahl nicht geschlossen. Mit ausreichend Genossen könnte also Summe X erreicht werden. Mir ist bewusst, dass es schon sehr anspruchsvoll ist, 15 Mio zum Erwerb des Ostseestadions aufzubringen, abgesehen von den Kosten die zur Renovierung notwendig sind.
Bei 500€ pro Anteil müssten wir bspw. knapp 30.000 Anteile verkaufen. Scheint utopisch, aber ganz und gar nicht unmöglich. Zumal - wie erwähnt - die Möglichkeit besteht auch mehr Anteile pro Person zu erwerben. Bspw. kann jemand so einen Anteil kaufen und ein paar Jahre später einen weiteren.
Das Ganze ist kein kurzfristiges Unternehmen sondern auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

Sollten wir "nur" eine Teilsumme aufbringen können, könnte man sich gemeinsam mit anderen potentiellen Käufern (wie die Stadt Rostock) zusammen tun. Gerade für die Stadt ist es politisch und stimmungstechnisch ein heikles Unterfangen das Stadion eines Proficlubs zu kaufen. Die Option, die Anteile nach und nach wieder an eine Genossenschaft der Fans zu veräußern, kann sich auf die Entscheidung der Stadt sehr positiv auswirken.
Gerade diese Entwicklung halte ich nicht für unwahrscheinlich. Man ist Anfangs Juniorpartner der Stadt als Besitzer / Betreiber des Ostseestadions. Mit dem sichtbaren Erfolg der Genossenschaft wird das Projekt mehr wahrgenommen, mehr und mehr Genossen kommen hinzu und die Genossenschaft erwirbt nach und nach mehr Anteile. Die Stadt wirkt so vorübergehend quasi als Treuhänder und irgendwann ist das Ostseestadion komplett in Fanhand. Was wäre das für ein Zeichen!

Ich würde mich freuen, wenn wir hier ernsthaft und konstruktiv miteinander diskutieren und dann zum Sommer hin eine Gründungsversammlung abhalten. Rechtliche und wirtschaftliche Kompetenz ist dabei gerne willkommen. Arbeitsgruppen müssen gebildet werden:

- Genossenschaft oder Verein?
- Ausarbeitung der Satzung
- Bewerbung des Projekts um eine möglichst große Reichweite zu generieren
- etc.

Diese Idee kann nur erfolgreich sein, wenn wir alle gemeinsam handeln. Jeder Fan muss mit! Egal ob Ultra mit Jogger, Kutte mit Bier, Opa in der Gartenlaube oder Mutti mit Kind.

Ich glaube ganz ernsthaft, dass wir das schaffen können. Hansa ist groß!



P.S. Ein kurzes Erklävideo zu Genossenschaften findet ihr hier.
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von Tenac »

Moin lunky,

interessantes Thema! Weißt du, ob es irgendwo schon ähnliche Modelle im Fußball gibt oder Versuche schon mal unternommen wurden?
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lunky
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von lunky »

Tenac hat geschrieben: Sa 1. Mai 2021, 08:44 Moin lunky,

interessantes Thema! Weißt du, ob es irgendwo schon ähnliche Modelle im Fußball gibt oder Versuche schon mal unternommen wurden?
Viel hatte meine Recherche nicht ergeben.

In der Schweiz spielt der FC Basel in einem Stadion, dass von einer Genossenschaft getragen wird. Viel Informationen gibt deren Auftritt aber nicht her, und ich weiß auch nicht, inwiefern das Gesellschaftsrecht in der Schweiz mit dem deutschen vergleichbar ist. Joggeli

Der FC St. Pauli hatte vor rund zwei Jahren so etwas lose geplant. Bei aller Abneigung muss man eingestehen, dass die braun-weißen eine gewisse Strahlkraft haben und viele Leute mobilisieren können. Dass das Projekt dort bisher nicht umgesetzt wurde, könnte eine Hinweis darauf sein, dass die Umsetzung nicht so einfach ist. Allerdings wurde das vom Präsidenten "von oben herab" angestoßen und stieß bei den Fans aufgrund der Art und Weise wie es kommuniziert wurde nicht auf Gegenliebe. So etwas muss eigentlich von unten kommen, wie eine Graswurzelbewegung. Das mag der Hauptgrund sein, warum man davon seitdem nichts mehr gehört hat. Stadionwelt vom 17.07.2019
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von biancoblu »

Ich habe ein wenig Erfahrung im Genossenschaftswesen. Es ist eine sympathische Idee, die aber auf jeden Fall professionell, das heißt mit hauptamtlichen Mitarbeitern, umgesetzt werden muss. Aus den Genossenschaftsanteilen das benötigte Kapital aufzubringen ist vermutlich utopisch, so dass die Genossenschaft letztlich die Institution ist, die den benötigten Kredit von den Banken bekommt.

Der müsste dann über den Betrieb des OS abgezahlt werden. Also die Genossenschaft wäre dann am Ende die Betreiber Gesellschaft.
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von DerThommes »

Hm, also zumindest im Immobilienbereich ist eine Genossenschaft ja nicht so unüblich, als Mieter wird man Mitglied der Genossenschaft und muss Anteile erwerben. Hier wäre es freiwillig, wenn man kein Fan mehr ist oder sein will, verkauft man die Anteile an die Genossenschaft zurück...Hat auf jeden Fall was! Leider habe ich wenig bis gar keine Ahnung, um zur Diskussion beizutragen, aber schon aus Prinzip würde ich mindestens einen Anteil kaufen! ;-)
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von ballibum »

Wie läuft dass denn dann ab, wenn es außerordentliche Kosten gibt? Werden diese Kosten dann automatisch auf die Genossenschaftsmitglieder aufgeteilt und diese müssen zahlen - Eigentum verpflichtet? Weil dann aus einem einmaligen Anteilskauf auch ruckizucki eine Fass ohne Boden werden kann.
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von Darmok »

Man bräuchte da ja zum Start etwa 30.000 Leute die min. 500 € reinpacken - halte ich für nicht umsetzbar.

Aber die Idee ist interessant. Eine Teilfinanzierung, um die Stadt zu unterstützenm wäre ja auch etwas.
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von Kotte59 »

Das ist natürlich eine gute Idee. Nur, wer kann sich schon Anteile zwischen 100,00 € und 500,00 € leisten ? Du hast die Zahl von 30.000 Anteilen in den Raum geworfen, dass wären bei bei einen Anteil von 100,00 € pro Nase in der Gesamtsumme 3 Millionen Euro. Bei 500,00 € dementsprechend 15.000.000 €. Ein gigantischer Betrag. Sicher gibt es hier im Forum von mir aus Hunderte,(geschätzt) die sich daran beteiligen würden. Aber selbst wenn es irgendwie gelingen würde, 3.000.000 Euro aufzutreiben (inkl. anderen Geldgebern) und das ist schon utopisch; bliebe immer noch eine Restschuld von 12 Millionen Euro. Da sind noch nicht mal die Verwaltungskosten dabei, die das ganze Projekt verschlingen würde. Es wäre eigentlich nur mit Hilfe von Sponsoren zu schaffen und das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wenn ich da was missverstanden habe, verbessert mich.
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von biancoblu »

Wie gesagt, eine Genossenschaft die sich AUSSCHLIESSLICH aus den Anteilen Finanziert, ist utopisch und nicht umsetzbar, das machen auch die großen Wohnungsgenossenschaften nicht. Du bist als Genossenschaft aber durch die Einlagen deutlich kreditwürdiger bei einer Bank und so könnte dann die Genossenschaft die Betreibergesellschaft des OS werden.
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Re: Ostseestadion: Hansafans unterstützen Hansa als Genossenschaft

Beitrag von Abel »

Also grundsätzlich finde ich die Idee nicht schlecht, sehe aber große Hürden. Das Eine ist es wie andere schon sagen diese Menge zusammen zu bekommen (selbst als es um die Existenz des Vereins und Ja zum FCH ging, kamen nie Summen in Millionenhöhe alleine durch Fans zusammen). Das Andere dann auch die Langfristigkeit und Verantwortung, die das mit sich bringt. Für die Verwaltung, Vermarktung und alle Themen, die es so gibt, müssten da Leute eingestellt werden, um den Job zu machen, den aktuell die Ostseestadion GmbH macht. Für mich wäre v.a. wichtig, dass es auch langfristig funktioniert. Weiß man, ob irgendwann die Leute abspringen etc.? Das klingt böse, aber ich würde mich schwer tun Fans als Eigentümer der Stadt Rostock vorzuziehen, außer man würde in der Genossenschaft ein sehr sehr gutes Konzept und Strukturen schaffen, die es zur riskoärmeren Variante im Vergleich zur Stadt machen. Ich tue mich aber immer sehr schwer in solchen Dingen überhaupt eine Meinung zu haben, weil ich merke, dass mir hier viel zu viele Kompetenzen fehlen, um so etwas einzuschätzen.
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