Reiseberichte

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Hansaleser
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Hansaleser »

Will keinen Extra Thread aufmachen, daher hau ich es einfach mal hier rein:

04. August 2010
Friendly: Club America vs. Real Madrid in San Francisco, Candlestick Park (49er Stadion)
Endstand 2:3, Zuschauer 47,338

In Deutschland rollt der Ball ja so langsam wieder und da man als im Ausland lebender leider nicht mehr die Chance bekommt, seinen Verein bei einem schoenen Spiel zuzusehen (nicht das es allzu oft in der Vergangenheit vorgekommen waere - bezogen auf's "schoen"), so ist man ja dankbar fuer jede Moeglichkeit die sich bietet. Auch wenn man sicher lieber Hansa vs. Erfurt gesehen haette muss ich natuerlich zugeben: alleine der Name Real Madrid war schon verlockend und es stand natuerlich ausser Frage, dass man dieses Spiel mitnehmen muss. Kurze Rueckfrage bei ein paar Leuten und schon fanden sich weitere 3 Interessenten und ich hatte mich schon seit Wochen auf einen netten Fussballabend eingerichtet, es sollte natuerlich anders kommen...

Um es kurz zu machen: ich sass am Ende alleine auf der Tribuene. Die erste Person hatte auf Grund von Krankheit absagen muessen und die anderen Beiden beissen sich noch immer in den Arsch, dass sie nicht eine halbe Stunde frueher losgefahren sind. Denn eins hat sich mal wieder bewahrheitet: Grossevents und Strassenverkehr - das passt nicht zusammen. Nicht das ich sie nicht gewarnt haette...

Aber auch egal, man ist ja Kummer gewohnt und laesst sich von sowas nicht die Freude verderben. Aber schon aergerlich, dass das halbe Stadion leer und tausende auf den Zufahrtsstrassen festhingen, selbst zur Halbzeit stroemten noch Massen ins Stadion. Hatte ich eigentlich erwaehnt, dass die Parkgebuehren 25 (!) Dollar betrugen? Ich rege mich NIE WIEDER ueber 8-10 Euro in Deutschland auf - ich versprechs!

Das Event - und als nichts anderes kann man es bezeichnen - war auf Grund der Manschaften doch recht spanisch/suedamerikanisch gepraegt. Geht los mit dem Essen vorm Stadion bis hin zur einzigen Sprache, die im und ums Stadion gesprochen wurde: spanisch. Selbst Auswechslungen, Tore etc - englisch Fehlanzeige. Selbst das Abspielen des Star-spangled Banners wurde gekonnt ignoriert - macht man dieses 30 Meilen nordoestlich in Oakland beim Raiders Spiel, so wird man geteert und gefedert. Auch egal. Nicht egal, denn ich hatte zumindest einen Funken Hoffnung, war aber das uns doch noch allzusehr bekannte Troeten der Vuvuzelas. Grausam. Sicher nicht uebermaessig aber selbst das war mir persoenlich schon zu viel. Frank wie hast Du das ausgehalten? Die ganze Zeit im Delirium? Bei Bierpreisen von 9 Dollar pro Bier, und von einem solchen kann man beim amerik. Bud ja nicht wirklich sprechen, vergeht einen auch darauf der Apetit. Anstelle von ner ordentlichen Stadionwurst gabs Pommes, Cotton Candy und anderen Scheiss - ole :-(

Das Spiel ansich halbwegs unterhaltsam, Real ging in der ersten HZ durch Sergio Canales nach schoenem Geplenkel von Ronaldo und Benzema in Fuehrung und erspielte sich weitere Chancen. Die Mexikaner hatten im ersten Durchgang nicht den Hauch einer Chance, zeigten gehoerigen Respekt und waren offensiv ueberhaupt nicht anzutreffen. Waehrend jeder noch so kleine Trick von Ronaldo jubelnd und frenetisch beklatscht und "beooooooht" wurde musste ich mir schon eingestehen: so sehr ich diesen Idioten auch nicht mag - Fussball spielen kann er und wenn er mit dem Ball Geschwindigkeit aufnimmt wird einem schon Angst und Bange. Mir kam in dem Moment der Gedanke auf, wie wohl ein Spiel voller Zweikaempfe zwischen Ronny Maul und Christiano Ronaldo ausgesehen haette...

Zweite Halbzeit dann etwas unterhaltsamer. Taktisch sicher nicht mehr der schoenste Fussball, technisch aber zeitweise schoenes Ding und auch die Gringos hatten nun endlich ihre Zurueckhaltung abgelegt. Durch individuelle Fehler schossen diese dann auch 2 Tore ( Enrique Esqueda und Vicente Sanchez), die Partie stand Kopf, das Stadion war begeistert und feine Nebelschwaden krochen in meine Nase... halt... den Geruch kennst Du doch dachte ich mir und ich konnte mir im Hinblick auf die Diskusion hier im Board an dieser Stelle ein Schmunzeln nicht verkneifen. Auch wenn nicht erlaubt: Pyro ist geil und gehoert irgendwie dazu.

Danach dachte sich dann wohl Real: na gut, Ihr habt mit der Scheisse angangen, nun kriegt Ihr richtig. Innerhalb von Minuten nach der Fuehrung rissen die Madrilenen das Spiel wieder an sich und dominierten Club America nach Belieben, kamen zu mehreren schoenen Moeglichkeiten (oft ueber oder durch Ronaldo)

Higuain machte anschliessend das 2:2 und Ronaldo liess sich dann auch nicht mehr bitten und schob per direktem Freistoss zum 3:2 ein - alle waren zufrieden das ihr Star endlich getroffen hatte. Na dann...

Das wars dann auch. Netter Fussballabend und ab und zu konnte man sehen, warum einige Spieler so viel bezahlt bekommen. Am Ende fehlte dann aber doch genau das, was ein Spiel zu etwas besonderen macht: kreative Gesaenge und weiss blaue Farben...

In diesem Sinne
Gruss aus den Staaten
Andre

PS: Fotos haeng ich heute oder morgen noch an

Michael RÜG
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Michael RÜG »

[quote author=A-n-d-r-e link=topic=13595.msg632345#msg632345 date=1281026921]
Will keinen Extra Thread aufmachen, daher hau ich es einfach mal hier rein:

04. August 2010
Friendly: Club America vs. Real Madrid in San Francisco
Endstand 2:3, Zuschauer 47,338
[/quote]

Kurze Frage: Wo wurde das Spiel ausgetragen? Im Candlestick Park , dem Stadion der 49ers?

Apropos 49ers: Die Saison geht doch auch wieder los jetzt, oder?

Viel Spaß noch in der schönsten Stadt der Welt!  8)
BoehserOnkel
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Re: Reiseberichte

Beitrag von BoehserOnkel »

@ Michael: erstes Preseason Spiel der 49ers is am 15.08. bei den Colts. Falls du Fan bist und die Seite noch nich kennst: http://49ersfanzone.net/ . Auch meine erste Anlaufstelle....
Hansaleser
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Hansaleser »

Ja, war im Candlestick Park und ja, Saison geht bald wieder los  ;)

Bei der schoenesten Stadt der Welt bin ich mir jedoch nicht so sicher, persoenlich finde ich Hamburg schoener und auch Chicago sagt mir fast mehr zu. Die Aussicht jedoch, wenn man die "Huegel" der Stadt hinauf faehrt und runter zur Bucht schaut, dass ist schon atemberaubend!
NB-Frank
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Re: Reiseberichte

Beitrag von NB-Frank »

Auch wenn es Mal wieder nichts - aber auch wirklich GARNICHTS - mit Fußball zu tun hat. Um meine werte Stammleserschaft (bzgl. der WM - Berichte) etwas bei Laune zu halten, ja ja ich weiß, hänge wie immer hinterher - man könnte meinen er hat einen "Hänger"....

möchte ich Euch mit ein wenig Geschreibsel bei der Stange halten... ;D

Hintergrund:

Der nachfolgende Text, wurde mir gestern in einem spektakulär anmutenden Datentransfer zugespielt. Der Verfasser, Allgoier Beimer, ist ein langjähriger Weggefährte und ein sehr guter Freund von mir. Kenner der Materie würden sagen: "Althauer der Münchener Bayern"

Seit Jahren versucht der Kamerad mich zu diesem (im folgenden beschriebenen) Event zu lotsen. Seit Jahren bleibe ich standhaft... Und das ist auch gut so ;D

Aber lest selbst....

Ach so, die hier beschriebene Festwoche fand so im letzten Jahr statt. Wird in diesem Jahr jedoch genauso oder so ähnlich ablaufen... Und im nächsten Jahr werde ich mir diese Leberei (von Leber, nicht von Leben) wohl auch mal geben...

Also, wer momentan im Allgoi verweilt, kann sich ja mal diesen "Kick" geben.... Kleiner Tipp am Rande.... Solltet ihr da hinfahren, vermeidet Stress... nur Bekloppte am Start ;D ;D ;D


Ameise, altes Haus, ich habe da ein äußerst interessantes und abwechslungsreiches Programm aufgestellt, ich hoffe, dass es auch Deinen Geschmack trifft und dass Du Dich anschließt. So könnte es etwa ablaufen:


1. Tag, Freitag, 14.08.: Eröffnung! Endlich hat das monatelange Warten ein Ende, es geht los! Voller erregter Freude steuert man das Festgelände an. Da dieses Jahr wegen des Feiertages am Samstag schon am Freitag offizielle Eröffnung ist (nicht wie sonst am Samstag), muss ich mich nicht wie sonst am Nachmittag wahlweise als Mitarbeiter des Malergeschäftes Dartmann oder der Imbissstube Chaplin an den Sicherheitsleuten vorbei schmuggeln (sonst käme man erst um 19 Uhr rein), sondern man kann ganz normal seine Abenddauerkarte benutzen. Leider entfällt somit das Handwerkerfreibier und die lustigen Gespräche mit “echten” Arbeitern: “Für wen schaffst jetzt du nachha?” Man steuert mit schnellen Schritten direkt auf das Trinker-Mekka zu. Im Bierzelt sieht man sich bewundernd den Ort an, in dem man nun 10 Tage viele, viele Stunden verbringen wird. Man begrüßt die bekannten Bedienungen und die anderen Suffköpfe, die man nun 10 Tage viele, viele Stunden sehen wird. Der erste Schluck aus der ersten Moaß wird zelebriert, beruhigt wird man wie jedes Jahr feststellen, dass der Braumeister eine gute Arbeit abgeliefert hat; man wird es mit dem Verzehr von vielen, vielen weiteren Moaßen anerkennen. Als die ersten Klänge der Musikkapelle erklingen, wird man leicht feuchte Augen vor Rührung nicht vermeiden können – jetzt geht es wirklich los! Anfangs kann man sich noch gar nicht vorstellen, dass man auch mal auf die Bänke steigen wird, nüchtern kommt man sich da ja blöd vor, aber nach einigen Humpen geht man kaum noch runter. Wie immer trifft man unendlich viele Leute, darunter etliche, die man ansonsten das ganze Jahr nicht sieht. Da man noch frisch, ausgeruht und motiviert ist, bringt man am ersten Abend einiges an Bier rein, was mit zur super Stimmung beiträgt. Glücklich steuert man irgendwann nachts heim.

2. Tag, Samstag 15.08.: Immer noch beseelt von der 5. Jahreszeit für einen echten Kemptner, steht man pünktlichst kurz vor 17 Uhr am Eingang. Im Zelt erfährt man von den Kumpels von den gestrigen Eskalationen und Ausfällen, grinsend prostet man sich zu. Mein Gott war der Brack so voll, Wahnsinn! So allmählich kristallisiert sich schon heraus, was der diesjährige Stimmungshit wird, ich tippe mal auf das Fliegerlied. Das Zelt brodelt, man hat das Gefühl, das ganze Allgäu hätte nichts Besseres zu tun, als sich hier die Kante zu geben. Natürlich wird das Zelt wieder wegen Überfüllung geschlossen, aber wer jetzt noch nicht oder nicht mehr drin ist, ist eh koi Guader ned!

3. Tag, Sonntag 16.08.: Man hat schon etwas mit Kopf und Magen zu kämpfen, man bringt den ganzen Tag nichts wirklich auf die Reihe. Man nimmt sich vor, es heute etwas ruhiger angehen zu lassen. Bei der ersten Bestellung überkommt einen aber plötzlich die Einsicht, dass man so schnell noch nicht die Schwäche zeigen darf, dass man bereits am 3. Tag mit Radler anfängt, also kauft man doch ne gescheite Moaß. Und siehe da, mit zunehmendem Flüssigkeitskonsum steigt parallel auch das körperliche Wohlbefinden. Da es tatsächlich Leute zu geben scheint, die während der Festwoche arbeiten, ist es vergleichsweise ruhiger, was aber nicht heißen würde, dass nicht alle Bänke belegt wären. Es wird wieder mal zünftig!

4. Tag, Montag, 17.08.: Eigentlich wäre es im Bett / auf dem Sofa mehr als gemütlich, 3 versoffene Tage gehen nicht spurlos an einem vorüber, aber hilft ja nichts: der Toni feiert heute Geburtstag! Vernünftiger wird der mit höherem Alter auch nicht, also heißt es heute schon ab mittags: Bier marsch! Hat aber was, nachmittags ist es im Vergleich zum Abend erholsam ruhig, die Bedienungen hocken sich auch mal zu einem Plausch her, man kann kuriose Sonderlinge und Freaks beobachten usw. Was hat denn der Hacke eigentlich jetzt für ne Frisur? Wenn dann der große Schwall an Leuten kommt, hat man schon sauber einen sitzen. Scheiß Amateur-Trinker, lächerlich abends erst anzufangen! Toni frisst Blumen. Als Jehl mit Kinderwagen um die Ecke kommt, ist das Gelächter groß, man sieht ihm an, dass es für ihn erst los geht, wenn seine Holde samt Nachwuchs den Heimweg antritt. Darauf trinken wir einen! Toni frisst mitterweile Alles, was am Tisch rumliegt. Mit einer wohligen Wärme im Kopf und der Gewissheit, Alles richtig gemacht zu haben, schwankt man nach Hause.

5. Tag, Dienstag, 18.08. Man war zwar gestern frühzeitig zu Hause, fit ist man aber noch lange nicht. Wie während der ganzen Woche hat man mindestens zwei bis drei Mal Stuhlgang, obwohl man von Tag zu Tag weniger Nahrung zu sich nimmt. „Leider“ hat man für heute Abend schon etwas ausgemacht, also muss man doch rechtzeitig wieder rein ins Tollhaus. So allmählich hat sich die Begeisterung über die Musik gelegt, man bleibt den ganzen Abend auf der Bank sitzen. Andere Gäste meinen schon, dass man doch auch lustig sein und richtig feiern solle – macht Ihr die Strapazen erstmal mit Ihr Schönwetter-Besucher! Nach gerade mal 2 Moaß, die man mit Mühe reingebracht hat, beschließt man heute mal frühzeitig die Segel zu streichen und noch daheim etwas auf der Couch zu fernsehen. Beim Rauslaufen schaut man noch kurz beim Stand vom Mirza vorbei, eine Kleinigkeit zum Essen noch, dann will ich aber wirklich sofort heim. Also gut, ein Pils kann man gerade noch trinken. Wer hat denn jetzt schon wieder ein Neues bestellt? Der Schnaps wäre nicht nötig gewesen, auf Dein Wohl! Du zahlst auch noch einen – Merci! Ich revanchier mich noch, aber dann pack ich es! Eigentlich ist es ja doch noch lustig geworden, so jung kommen wir nimmer zamm! Jetzt schau ich doch noch kurz in die Parkschenke, mal sehen was die Jugend von heute so treibt, ist außerdem auch mal ne nette Abwechslung zum Bierzelt. Also ne Vierspurige gehört hier schon zum Pflichtprogramm, a Pils pack ma scho no… Nebel!

6. Tag, Mittwoch, 19.08: Ich verreck! Man is mir schlecht, ich möchte sterben. Mit knallroten Augen, Schweißausbrüchen und mit Krämpfen liege ich gekrümmt neben der Kloschüssel und stammle vor mich hin: „Nie wieder, nie wieder!“ Toll, jetzt kommt nicht mal mehr die gelbe Magensäure, aber ich muss immer noch weiter würgen… Wieder mal wird mir klar, dass ich nie ein richtiger Alkoholiker werden kann, das würde ich keine 2 Monate überleben. Mir stellt sich die alte Frage, welchen Sinn die blöde Sauferei überhaupt haben soll, das hat doch nichts mehr mit Spaß zu tun. Weiß von gestern eh teilweise nichts mehr, hoffentlich habe ich keinen Blödsinn gebaut… Leckt mich heute alle am Arsch, ich bleib daheim, da könnt ihr machen was ihr wollt! 18 Uhr der erste Anruf, wo ich bleibe. Laber was davon, dass ich gerade noch was erledigen müsste, vielleicht vergisst man mich danach und lässt mich in Ruhe… Ne Weile später von nem anderen ne SMS: “Da bin ich heute mal in Kempten und schau auf die Festwoche und dann triff ich nicht den Beimer, wirst wohl alt Du Lutscher?” Sehr witzig, na gut, dann schau ich ganz kurz rein, damit die Serie nicht reißt, aber das wars dann echt. Drinnen großes Gelächter / Staunen, als ich ein Radler bestelle, mir egal, versoffene Versagerbande - im Gegensatz zu Euch kann ich mit Alkohol umgehen, zumindest ab heute! Bestätigt wird der Vorsatz dadurch, dass ich nach einem plötzlichen Würgeanfall kurz unter den Tisch bröckeln muss. Zwar eigentlich peinlich, aber mir mittlerweile auch schon wurscht, nachdem was ich in den letzten Tagen an Alkoholausfällen – und exzessen gesehen und erlebt habe, kommt einem das recht harmlos vor. Wieder die erstaunliche Feststellung, dass es bei weiterem Saufen plötzlich bergauf geht, ach so packen die Alkis das... Mit „und i flieg , flieg…“ im Ohr (kein Wunder nach 23 Mal Hören in noch nicht mal einer Woche) tritt man den Heimweg an.

7. Tag, Donnerstag, 20.08.: Ich bin mittlerweile zu Hause zu gar nichts mehr in der Lage, sogar Fernsehen ist zu anstrengend. Liege herum und döse halb besinnungslos vor mich hin. Schicksalsergeben trotte ich pflichtgemäß in die Suffhöhle, Widerstand oder Vernunft hat jetzt eh keinen Zweck mehr, no a Moaß! Was höre ich da vom Grimm, was hat der gestern gemacht? Ha, ha, so ein Assi! Und weißt Du noch am Sonntag oder war es Dienstag... Erinnerungen verschwimmen allmählich - Bier, Rausch, Saufen, Bier, Schweinshaxen, Suff, Bier, “bin so stark wia a Tiger”, alles auf die Bänke, Bier... ist das der Sinn des Lebens? - nach einer weiteren Moaß bin ich mir sicher: Ja! Mein Gott schaun die Hasn im Dirndl alle super aus... und jetzt die bayerische Nationalhymne “Ein Prosit...”, mei is des heit wieder schee, die Festwoche ist einfach immer wieder zum verlieben!

8. Tag, Freitag, 21.08.: Irgendetwas will mir mein Körper sagen, aber ich bin nicht mehr aufnahmefähig... Wochenende, also früh rein.. Auch mal ne Weile am Pilsstand im Bierzelt, man ist ja flexibel und bringt immer wieder Abwechslung in sein Leben... Allmählich kann ich “und i schwimm, schwimm...” nicht mehr hören, aber was soll`s , interessanter ist, ob der Petsch heute seinen Rekord von 7 Festmoaß überbietet... Oder wird er von seiner Frau überflügelt? Viel mehr gibt es von heute nicht mehr zu berichten, das Übliche halt, Anstoßen, Gluck, Gluck, Schwanken...

9. Tag, Samstag, 22.08. Ein Ende ist in Sicht! Hab ich noch Kopfwehtabletten? Ich freu mich jetzt schon auf Mineralwasser, Salat, festen Stuhlgang... Heute geben wir noch mal richtig Gas, obwohl so voll wie der Sieder werde ich heute nicht. Irgendwas ist noch mit der Security und dem Alex, hatte der nicht schon ab dem 2. Abend Festwochenverbot?

10. Tag, Sonntag, 23.08.: Nachts schweißnass aufgewacht, Alpträume... Komisches Zittern in den Händen... Abends mischen sich Erleichterung und Wehmut, soll es wirklich schon zu Ende gehen? Die Abschiedsmoaß macht einem bewusst, dass man schon bald etwas vermissen wird. Man hat den Kampf gegen seinen Körper gewonnen, soll der doch drauf gehen, ich habe es allen gezeigt, dass ich noch nicht ganz zum alten Eisen gehöre. Hey Musiker, Ihr Arschlöcher, Wichser, Drecksäu spielt jetzt endlich mal das Fliegerlied!

Und Ameise, konnte ich Dir den Mund wässrig machen, bist dabei? occasion5
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Murle
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Murle »

Hört sich teilweise an wie Hanse Sail letzte Woche...schön war's wieder!
Die Suptras sind kriminell. Sie zwingen Frauen, das Pyrozubhör im BH in das Stadion zu schmuggeln...
Thommy/KWh
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Thommy/KWh »

bericht über unsere glasgow-tour aus unserer sicht unter www.fcub.de
Tíocfaídh Ár Lá!

Unterm Tisch ist auch auf der Party!!
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Flo
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Flo »

England im November

Dienstag, 02.11.2010

Zu einer Zeit von 4 Stunden nach Mitternacht klingelte der Wecker – exakt eine Stunde vor meiner gewohnten Aufstehzeit sollte es also heute aus den Federn gehen. Fix wurden notdürftig einige Klamotten noch in die Reisetasche gesteckt, wichtige Kabel und Stecker und sonstiger Krimskrams eingepackt und nach 20 Minuten war ich reisebereit. Ja so oder so ähnlich laufen viele meiner Reisevorbereitungen ab – ist ja auch nicht viel dabei, schließlich ging es nur 3 Tage nach England.

Luxus für mich war auf jeden Fall die Reisetasche, denn normalerweise bin ich es gewohnt mit "No-Frills" Airlines zu fliegen, bei denen jedes aufzugebende Gepäckstück extra kostet. Hier blieb dann meist nur der gute alte Eastpack Rucksack, der bis zum Anschlag gefüllt mit Klamotten vollgepackt wurde. Aber dieses Mal hatte ich mich für einen Lufthansa Flug entschieden, der gar nicht so teuer war – mit clever kombinierten Gutschein Aktionen kam ich für den Flug München-Manchester auf gute und akzeptable 80€ inklusive allen Drum und Dran.

Und noch etwas war ungewohnt – dieses Mal sollte mich mein Vater begleiten, dessen Kindheittraum es schon immer gewesen ist die Anfield Road in Liverpool zu besuchen. Aber nur wegen der Anfield Road fliegt man nicht auf die Insel, das Rahmenprogramm muss auch passen. Zumal man schon mal da war.

Punkt 5 Uhr klingelte also mein Vater und wir wuchteten mit seinen Opel Corsa auch mit zügiger Geschwindigkeit gen Munich Airport. Hier stellte ich wieder fest, warum ich große Flughäfen hasse – lange Wege, horrende Parkgebühren und lange Check-In Zeiten. Vom Parkplatz musste man eine Station mit der S-Bahn zum eigentlich Flughafengebäude fahren. Der Checkin verlief dann problemlos und während mein Vater grinsend in seiner LH Lounge verschwand, packte ich alter Hopper mein Butterbrot und mein Mineralwasser aus.

Der Flieger nach Manchester war relativ gut ausgelastet, hauptsächlich mit Geschäftsreisen. An Board wurde man für meinen Geschmack viel zu viel bemuttert – innerhalb von 2h gab es dann tatsächlich zwei Mal was zu trinken und zu essen. Natürlich wird das bei Fluggesellschaften wie Ryanair auch probiert, aber hier war das ja alles im Preis drin. Und der Deutsche nimmt auch alles mit, was es umsonst gibt und antwortet nicht, wie der Engländer neben mir mit einem "No thanks".

Pünktlich landete man in Manchester Airport und durfte sich gleich in die England typische Passkontrolle einreihen, dannach wurde auch gleich ein Ticket nach Manchester Piccadily gelöst (3,3 Pfund) und in 18 Minuten war man schon in der Innenstadt. Mein Handy führte uns dann auch recht zügig nach "Manchester Castlefield" zu unserer Unterkunft, wo man für 35€ pro Person ein Zimmer beziehen durfte. Frühstück war hier auch drin und auch sonst war das Zimmer sehr sauber und aufgeräumt. Ein guter Deal!

In den Strassen Castlefields befanden sich auch einige mehr oder weniger interessante Museen, die ich geschickt zu umlaufen versuchte, aber mich mein Vater immer vom Weg abbrachte. Typisch englisch fang es auch bald an zu regnen. Und es regnete und regnete.

Aber man war ja nicht zum Spaß auf die Insel gefahren – denn schließlich wurde hier auch Fußball gespielt. Beim Blick auf den Spielplan entschied ich mich anfangs ganz klar für das Derby Rochdale gegen Oldham in der Football League I (3.Liga), doch nach einem sporadischen Blick auf die Homepage des Vereins, entdeckte ich die Bezeichnung "All Ticket Match" – was zur Folge, dass am Spieltag selber keine Karten mehr verkauft wurden. Achselzuckend (man muss schließlich eh zu allen 92 Proficlubs fahren) entschied ich mich dann schlussendlich für folgendes Match:


02.11.10 | 19:45 | Crewe Alexandra – Shrewsbury Town 1:2
Alexendra Stadium, 4594  Z. (1500)

Und diese Entscheidung war auch Gold wert – später erfuhr ich, dass das Spiel in Rochdale auf Grund von "weather conditions" abgesagt wurde. Nun ging es also für 11 Pfund (Return Ticket) in die Eisenbahnstadt Crewe. Schon vom Bahnhof aus konnte man die Tribünenmasten in der Ferne glitzern sehen und man erblickte die gewaltige Haupttribüne. Es schien noch Platz zu sein, witzelte mein Vater beim Blick auf die fast leere Gegengerade 30 Minuten vor Spielbeginn. Noch, dachte ich – denn wie so üblich in England nimmt der gemeine Fan lediglich wenige Minuten vor dem Spiel seinen Platz ein. Am Kassenhäusschen wurde ich dann gleich mal glatt gefragt, welches Team ich denn unterstütze, worauf ich mich für die Homeside entschied und wir erhielten unseren Platz "behind the goal" für 19 Pfund. Wieder musste ich schlucken, 19 Pfund für Liga 4 in England. Aber man kennt es ja nicht anders.

Beim Blick des Stadions schlug mein Herz dann aber wieder höher – direkt am Rasen, der auch als solche zu bezeichnen war, schlossen sich die Zuschauerränge an und man konnte das Gras förmlich riechen, so nah war man hier am Geschehen. Die Gästetribüne, die sich auf der Gegengerade befand , war rappelvoll – kein Wunder bei nur 35 Meilen Anfahrt.

Das Spiel begann und wir waren einfach nur begeistert von diesen körperbetonten aber dennoch fairen Fußball, auch die Stimmung war für dieses Niveau herausragend – gerade die Gästefans sangen ununterbrochen und jeder im Stadion jubelt bei noch so kleinen gewonnen Zweikämpfe. Hier zählte die Grätsche noch deutlich mehr als der Hackentrick. Nach 15 Minuten beschloss der Heimtorhüter ein bisschen Stimmung in den Gästerund zu bringen, als er einen kleinen Ausflug unternahmen und mit einem Abwehrspieler zusammenstieß. Der verdutzte Stürmer von Shrewsbury brauchte dann nur noch einzuschieben.

Die Gästekurve fortan nur am Austicken, während Crewe wirklich bemüht war auszugleichen. Das gelang bis zur Halbzeit aber nicht und so konnte ich mich den kulinarischen Köstlichkeiten widmen – die Cola gabs hier immerhin für 1 Pfund. Das ist fair.
Die 2 .Halbzeit begann und Crewe drängte auf den Ausgleich – als der schließlich gelang, stürmte der Torschütze in die Zuschauer hinein und lies sich von den Kindern kräftig durchschütteln. Viel passierte dann nicht mehr in der 2.Halbzeit, bis die 5 minütige Nachspielzeit begann. Mein Vater wollte hier schon gehen ("Unser Zug.."), aber ich hielt ihn zurück; 2 Minuten später fiel das 2:1 für Shrewsbury. Tore in der Nachspielzeit! Typisch England eben!

Nach einer kurzweiligen Zugfahrt zurück nach Manchester fiel man dann um 0:30 Uhr auch ins Bett.


Mittwoch, 03.11.2010

Um 9:00 Uhr klingelte der Wecker in unserer Unterkunft und wir genehmigten uns ein leckeres Frühstück mit wenig Speck und viel Ei – dazu guter Kaffee und Orangensaft. Ich weiß gar nicht, was die Leute immer am Essen auf der Insel rumnörgeln müssen. Uns schmeckte es jedenfalls! Kurz nach 10 Uhr fuhr der Zug nach Birmingham New Street, der mit 14 Pfund (vorher im Internet gebucht) auch recht günstig war. Die Strecke wurde auch rechtzügig in 1,5 Stunden zurückgelegt, sodass man die zweit größte Stadt Englands zur Mittagszeit erreichte.
Hier war dann etwas Sightseeing angesagt, vorbei an der Kathedrale, hier ein hübsches Gebäude, da eine schmucke Gasse  - mir gefiel Birmingham. Eine typisch englische Großstadt, die aber noch nicht so überlaufen ist, wie die große Hauptstadt London.

Unser Bummelzug nach London kostet uns immerhin 17 Pfund am Automaten und dieser sollte 2,5h brauchen  - die automatische Bandansage hörte auch nicht mehr auf die zu haltenden Stationen durchzugeben, so viele waren es. Über Milton Keens erreichten wir pünktlich gegen 16:30 Uhr die Station London Euston. Blöderweise streikten heute die U-Bahnen, sodass wir wirklich Glück hatten, dass zumindest eine Tube nach Victoria fuhr (mit 4 Pfund Fahrpreis ein wahres "Schnäppchen").
Zu Fuß ging es dann weiter zum Kracherspiel:

03.11.10 | 19:45 | Chelsea London-Spartak Moskau 4:1
Stamford Bridge, 40477 Z. (1000)

An der Themse entlang spazierend erreichten wir bald die bessere Gegend London – hier sieht man wirklich wer Geld hat. Ein Auto schöner als das andere – Rolls Royce neben Porsche,neben schöne BMWs. Und dazu noch erstklassige Marmorhäuser mit einem gewissen Stil, der mich erblassen lies. Die Tickets zu diesem Champions League Spiel konnte man sich übrigens problemlos eine Woche vorher im Internet bestellen (30 Pfund auf allen Plätzen), nach 2 Stunden im "Waiting Room" konnte man dann seine Kreditkarten Daten angeben und erhielt die Tickets einen(!) Tag später per Post. Chelsea verschickt quasi mit einem "First Class" Postdienst.

Im Stadionumfeld war bereits 2 Stunden vor Spielbeginn eine Menge los – jede Menge Russen waren anwesend und ein Blick in die öffentliche Toilette lies mich einen angenehmen Gestank aus einer Mischung aus Wodka und Urin vernehmen. Im Fan"shop" bzw. Fan"kaufhaus" sah man die böse Fratze der Kommerzialisierung im Fussball, da im zweistöckigen Gebäude wirklich versucht wurde alles zu vermarkten. Als Gag hätte man sich eine Champions League Jacke kaufen können und damit auf unserer Mitgliederversammlung erscheinen können, aber das schien mir dann doch etwas zu vermessen.

Unser Sitzplatz lag weit oben auf der Gegengerade zwischen einigen Chinesen und einigen Schlipsträgern – das Stadion war jetzt nicht so überwältigend wie Wembley und eigentlich wirkte es  wie ein Neubau von der Stange in Blau. Langweilig und und steril. Das Stadion füllte sich nur langsam, ausverkauft war es nicht. Dafür tummelten sich jede Menge Russen im Gästeblock und gaben auch teilweise so etwas ähnliches wie Support von sich, ohne jetzt wirklich zu glänzen.

Das Spiel war in der 1. Halbzeit nicht gerade hochklassig, man merkte Chelsea zwar die technische Überlegenheit an, sah aber kaum Torchancen. Ansonsten sitzt man als Chelsea Fan stumm auf seinen Sitzplatz und guckt auf das Spielfeld. Oder man geht an die Fritten Bude. Im Endeffekt war es so schlimm, wie man es sich erwartet hatte. Man hat seine Klappe zu halten und gefälligst 50 Pfund aufwärts im Stadion und im Umfeld zu lassen.

In der zweiten Halbzeit konnte Chelsea dann auch seine technische Überlegenheit in Tore ummünzen, sodass ein 4:1 Sieg herraussprang. Einige verließen bereits ab der 75.Minute den Ground, man soll ja schließlich nicht im Verkehrsstau stehen.

Wir hingegen blieben – und ich genoss meinen 3."Top 4 Ground"  und schwor mir nie wieder hier herzukommen. Der Weg nach Victoria wurde erneut per Fuß zurückgelegt, sodass wir gegen 22:30 Uhr bereits an der Coach Station ankamen. Unser Bus nach Manchester fuhr auch Punkt 23:00 Uhr ab (gebucht für 5 Pfund im Netz; megabus) und erreichte super pünktlich Punkt 3:00 Uhr unser Ziel. Nach einer kleinem Irrweg erreichten wir schließlich unser Hotel. Wir fielen ins Bett und träumten von Schlips Träger und stummer Theater Unterhaltung beim Fußball.

Donnerstag, 04.11.2010

Irgendwann in den späten Morgenstunden erwachte ich – geschlafen hatte ich erwartungsgemäß nicht viel, aber wer braucht schon Schlaf, wenn man weiß, dass es heute nach Liverpool geht?
Also raus aus den Federn und erneut ab zum exzellenten Frühstückbüffet. Vor der Tür erwartete uns das gewohnt Bild – Regen, Regen und Regen. Der Zug nach Liverpool kostete uns faire 9,90 Pfund Return und konnte bequem am Automaten gelöst werden. Eine Stunde fuhr der Vorstadtzug und hielt zwischen Schaafsherden und grünen Wiesen. Gegen 16 Uhr erreichte man dann schließlich die Hafenstadt Liverpool an der Station Liverpool Lime Street. Die Kartenfrage stellte sich im Vorfeld als schwierig heraus, so war zwar zu erwarten, dass das Spiel nicht ausverkauft sein würde, aber einen "General Sale" gab es zumindest online auch nicht wirklich. Kontakte in der Hoppingszene ermöglichten es mir dennoch an 2 Tickets zu kommen (Danke nochmal an Chris!), sodass wir am Bahnhof zwei Tickets zu je 20 Pfund entgegen nehmen konnten. Nach ausgiebigen Check meines Vater stellte sich herraus, dass diese auch nicht gefälscht waren. Manchmal übertreibt ers aber wirklich, wenn ihr die Tickets ins Lampenlicht hält.

Nach einer kleinen Verwirrung, wo denn nun der Bus nach Anfield abfährt, machten wir uns auf den Weg Richtung Mersey und genoßen bei einem leckeren Essen den Blick auf diese. Liverpool ist eine Stadt, die wirklich einiges zu bieten – zwischen Beatles Museum, Mersey und Fußball ist für jeden etwas dabei.

Nach dem Essen beschlossen wir frühzeitig den Weg gen Anfield auf uns nehmen. Dies war auch nötig, da der Bus durch den Feierabendverkehr nur so dahinstotterte und es fast 30 Minuten dauerte, bis wir endlich die Anfield Road erblickten. In Mitten von Blockhäusern stand es da – total unschuldig, der Traum von so Vielen, das magische und einzigartige Stadion Anfield.

Vor dem Stadion gab es eine leichte Auseinandersetzung zwischen Italienern und den Liverpool Fans, aber die Polizei hatte hier alles im Griff. Und schon konnte es losgehen das Spiel:

04.11.10 | 20:05 | Liverpool FC – Napoli 3:1
Anfield, 33895  Z. (2500)

Es gibt Stadien bzw. Spiele,da erwartet man viel und wird am Ende enttäuscht -  sei es in Barcelona, sei es beim "Old Firm", sei es im Wembley Stadion. Die Anfield Road zählt bei vielen als "Must Have", als der Ground, den man unbedingt machen muss. Ich besaß den Ground ja schon seit 2 Jahren, damals mit einem Ligaspiel gegen Wigan Athletics gemacht. Dieses Mal stand aber Europa League auf dem Programm und das Kribbeln ist hier schon deutlicher zu spüren, als bei einem langweiligen Ligaspiel (1:1).

Wir nahmen unsere Plätze auf einer alten Holztribüne der Gegengerade ein, welche schätzungsweise seit der Erbauung der einmaligen Anfield Road besteht. Aus Naopil waren 2.5000 Italiener angereist, die durchwegs für gute ultra mäßige Stimmung sorgten. Doch 10 Minuten vor dem Spiel wurde der Block deutlich übertönt: Aus den Boxen schallte "You'll never walk alone" und wirklich jeder sang aus voller Kehle mit. Ein einmaliges Erlebniss und die Gänsehaut wich erst nach ca. 15 Minuten nach Spielbeginn.

Liverpool zeigte aber, dass sie ihren spielerischen Glanz in den letzten Jahren deutlich verloren haben- in der ersten Halbzeit dominierte nur der FC Napoli. Die Ultrakurve der Gäste war kräftig am Austicken, auch als der Ball nur wenige am Tor vorbeiglitt. Viele der Jungultras befanden sich hier schon fast im Innenraum, jubelnd in der Annahme der Ball sei im Netz. Ein wirklich geiles Bild! Liverpool versuchte wirklich so etwas wie Stimmung aufkommen zulassen, was natürlich im Sitzen etwas schwer fällt, aber der KOP sang so laut er konnte. Ein paar Pöbeleien gegen die Italierner waren auch zu vernehmen, es blieb aber bei verbalen Scharmützeln. Wenig später erzielte Napoli dann völlig verdient die 1:0 Halzeitführung.

Mein Vater, für den es auch ein Kindheittraum war die Anfield Road zu erleben, war wie im Trance angesichts der erlebten Atmosphäre. Er jubelte bei jeder gelungen Aktion der Reds mit und war einfach nur hin und weg. Der gemeine und erfahrene Hopper verhielt sich hingegen eher neutral und diskret :)

In der 2.Halbzeit kam dann ein Mann: Steve Gerrard – Jubel keimte bereits beim Warmlaufen auf und er sollte die Fans nicht enttäuschen. Steve ist ein Spieler,der eine Mischung aus spielerischen Eleganz und absolutem Siegeswillen mit sich bringt und das zeigte er in der 2.Halbzeit auch. Er gewann gefühlt mehr Zweikämpfe als alle anderen Reds zusammen. Und irgendwann sagen sie alle:

steve gerrard gerrard
he can pass
forty yards
he's big and he's
f**ing hard
steve gerrard gerrard

Einfach einmalig! Das Spiel glitt weiterhin dahin, Liverpool nun mit mehr Chancen, aber ohne Tor. Das änderte sich dann ca. 15 Minuten vor Ende, als sich Steve einen zum Torhüter zurück gespielten Ball noch erkämpfte und ihn ins Tor stocherte. Spätestens jetzt kochte Anfield!
10 Minuten später dann – Elfmeter für Liverpool. Wieder übernahm Gerrard die Verantwortung und traf zur 2:1 Führung. Doch dem nicht genug: In der Nachspielzeit lief er alleine auf den Torhüter zu, verzögerte und hob den Ball über den Italiener zum 3:1! Ein lupenreiner Hattrick in weniger als einer Viertelstunde! Jetzt übertönte der KOP wirklich alles!

Der Rückweg vom Stadion erfolgte für 2 Pfund mit dem Bus, der sich weider eher schlecht als recht in gut 30 Minuten nach Liverpool Limestreet durchkämpfte. Bald fuhr dann auch ein Zug nach Manchester  und so waren wir noch vor Mitternacht im Bett. Dort murmelte mein Vater, es sei "das Größte" gewesen, was er je erlebt hatte.

Freitag, 05.11.2010

Der Tag der Rückreise – gegen 4:30 Uhr in den Zug gesprungen, der uns zuverlässig zum Airport brachte. Der 6:30 Uhr Flug nach München war relativ ereignislos, Lufthansa nervte mich aber mit zu viel Service. Also wirklich – 3 Mal was zu Futtern und zu Trinken muss bei einem 2h Flug nun wirklich nicht sein. Meinen Versuch 3 Warnsteiner auf einmal zu bestellen, unterlies ich dann aber doch. Von München ging es dann weiter nach Nürnberg – nach dem ich meine Tasche in die Ecke geworfen hatte, raste ich zur Mietwagenstation und holte den Wagen für unsere Fahrt nach Sandhausen ab. Doch das ist eine andere Geschichte.

Fazit: Der Norden Englands rockt!   
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Re: Reiseberichte

Beitrag von DarkMemphis »

[quote author=Flo link=topic=13595.msg657238#msg657238 date=1291658182]
England im November
Fazit: Der Norden Englands rockt!   
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Schöner Bericht. dein Fazit ist auch richtig ;D

Gruß aus Huddersfield

PS: Wie bist du an Karten für Liverpool gekommen? Gerne PM ;)
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Flo
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Flo »

[quote author=darkmemphi5 link=topic=13595.msg657242#msg657242 date=1291659612]
Schöner Bericht. dein Fazit ist auch richtig ;D

Gruß aus Huddersfield

PS: Wie bist du an Karten für Liverpool gekommen? Gerne PM ;)
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Kann ich offen schreiben :) Ich bin im Grounhopping Forum angemeldet und da hab ich die Tour reingepostet. Ein User, der auch in der Nähe gehoppt ist, war ein Tag vorher schon in Liverpool und hat uns zwei Tickets mitgekauft :)
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