Reiseberichte

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Georghansafan
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Georghansafan »

so n paar Bilder habe ich noch ergänzt. Wenn man die schrägen Bilder mit der Maus anklickt, kann sieht man es in der richtigen Richtung sehen. Habe noch 1, 2 Anekdoten ergänzt und hoffentlich auch ein paar Sachen in der Sprache korrigiert.
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Georghansafan
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Georghansafan »

Einmal in der Saison ist für mich immer ein Spiel vom RFC eingeplant. Dank der WIRO (Rasen wurde neu gesät). fand das Spiel auf dem KR statt und somit fehlen mir nur noch 3 Stadien um den Damerower Weg zu komplettieren. Uns kam es zum Spiel

RFC - Eintracht Mahlsdorf 0:11

Der Kunstrasenplatz sieht ähnlich aus wie alle anderen in Deutschland. Braucht man nicht mehr zu schreiben. Ca. 15 Supporter von Mahlsdorf machten ordentlich Stimmung. Da sie mir beim Regen ein Regencape liehen, sang ich, auch um den Galgenhumor zu überbrücken, ein paar Sachen mit. Das Spiel war aus RFC Sicht bis zur 5. Minute offen. Dann wurde die 1. oder 2. Ecke nicht ordentlich geklärt und damit war die Sache eigentlich durch. In der 13. und ein Doppelschlag vor der Pause schraubten das Ergebnis noch höher. In der 2. Halbzeit hielt man immerhin 11 Minuten durch. Danach kassierte man noch 7 Gegentore. Wahrscheinlich etwa 3 Tore vielen viel zu einfach nach Eckbällen. Wenn Mahlsdorf böse gewesen wäre hätte es auch höher ausgehen können. Evtl. Hatte auch der Schiedsrichter auf 11:0 getippt, da er unnötigerweise sehr lange nachspielen ließ.

Für mich als jemand der Sympathisant vom RFC ist und z. B. schon einmal zum Saisonende ein 6:4 gegen Anklam gefeiert hatte, tat dieses Spiel einfach nur weh. Gott sei Dank ist die Oberliga bald vorbei und der RFC darf endlich absteigen.
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pommernjung
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Re: Reiseberichte

Beitrag von pommernjung »

Moin in die Runde!
Die Sehnsucht nach Fußball und Reisen hat uns dieses Mal ins Baltikum geführt - inklusive Abstecher nach Helsinki.
Bei 11 Spielen in 8 Tagen werde ich jetzt nicht auf jedes einzelne Spiel eingehen aber ich werde versuchen, meine Eindrücke für jedes Land zu schildern.

Finnland
Als letztes „fehlendes“ Land in Skandinavien, war Finnland auch Ziel unserer Reise und mit einer Fahrzeit von knapp 2,5 Std aus Tallinn auch sehr entspannt zu erreichen.
In Helsinki haben wir mit dem IF Gnistan aus der höchsten Spielklasse und Käpylän Pallo (KäPa) aus der zweiten Liga zwei Stadien besuchen können, die unterschiedlicher nicht sein konnten.
Gnistan trägt seine Heimspiele in einem Stadion aus, in dem nur Inhaber einer Dauerkarte Zutritt erlangten. Das lag daran, dass die alte Haupttribüne (aus Holz) bei einem Brand im letzten Sommer komplett abgebrannt ist. Die neu errichtete Tribüne hingegen, wurde von den Behörden noch nicht freigegeben. Wir machten uns trotzdem auf den Weg zum Stadion und haben mit Freude zur Kenntnis genommen, dass diese Genehmigung einen Tag zuvor erteilt wurde. Somit kamen wir in den Genuss, dem ersten Spiel mit neuer Tribüne beiwohnen zu dürfen. Die neue Tribüne wurde überwiegend auch aus Holz gefertigt und man konnte den frischen Holzgeruch noch sehr gut wahrnehmen.
Das Team lief dann mit Tim Väyrynen auf, der vor knapp 10 Jahren auch mal für unseren FC Hansa gespielt hat. Beim aufwärmen wurden daher beste Grüße ausgerichtet, für die er sich bedankt hat.
Das Spiel war sehr kurzweilig und mit bisschen mehr als 2000 Zuschauern auch das bestbesuchte Spiel auf unserer Tour aber auf Zuschauerzahlen gehe ich noch gesondert ein.

Das Zweitligaspiel fand dann in einem recht maroden Stadion statt, obwohl es erst 25 Jahre alt war. Mir hat der Kontrast zu den Hochglanzarenen trotzdem gefallen.
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Estland
Einleitend muss ich festhalten, dass es im Baltikum teilweise gar nicht so einfach war, das richtige Stadion zu finden. So konnte es durchaus passieren, dass auf verschiedenen Seiten im Internet, unterschiedliche Spielorte angegeben wurden. Selbst auf der Homepage eines Vereins, wurde ein Spiel terminiert, das dann am Ende zwei Tage vorher ausgetragen wurde.

Im estnischen Ligabetrieb kommen 5 der 10 Mannschaften aus Tallinn - bzw. einem Vorort - und dadurch war es uns möglich, drei Erstligaspiele an einem Tag zu sehen.
Man macht sich vor solchen Touren ja Gedanken und hat gewisse Erwartungen.
Man sollte meinen, dass Fußball in europäischen Ländern immer zu den beliebtesten Sportarten zählt und dementsprechend auch Zuschauer in die Stadien zieht.
Dass in Estland und Lettland teilweise auf Anlagen gespielt wird, die wir hier zulande aus den unteren Ligen kennen, hätte ich nie für möglich gehalten.
Überrascht hat uns auch die Tatsache, dass in keinem Spiel die Marke von 1000 ZS erreicht wurde. Selbst im Nationalstadion von Estland, dass knapp 14.000 ZS fasst, kamen nur 450 ZS zum Spiel.
So wundert es auch nicht, dass Spieler im Durchschnitt „nur“ 1500€ verdienen. Den jungen Spielern wird zumindest ihr Stipendium bezahlt.

Das soll jetzt gar nicht negativ klingen und am Ende ist der Fußball, zurück zu den Wurzeln, ja der Fußball, den wir alle lieben.
Es war halt nur überraschend auch wenn Kartenpreise von unter 10€ (inklusive Getränk) und Dixiklo natürlich ihren Charme haben.

Interessant noch zu erwähnen, dass in einem Stadion der Zuschauerbereich nur durch Absperrband vom Stadionumfeld getrennt wurde. Trotzdem haben alle Eintritt bezahlt auch wenn du das Spiel genau so gut ohne zu zahlen hättest sehen können.
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Lettland
Auch in Lettland kommen 5 der 10 Erstligisten aus der Hauptstadt, was für Hopper natürlich super ist.
Da es für uns nach wie vor unbegreiflich war, dass „das“ professioneller Fußball sein soll, wurden viele Gespräche gesucht. Ich habe mich zB mit dem Gespann eines Spiels unterhalten und konnte einige interessante Aspekte erfahren. Der Hauptschiedsrichter hat mir erzählt, dass es in Lettland nur ungefähr 30 „Profi“Schiedsrichter gibt und er am Spieltag - das Spiel fand an einem Mittwoch um 18:00 Uhr statt - nur bis 15:00 Uhr arbeiten konnte, um es noch rechtzeitig zum Spiel zu schaffen.
Da es im Lettischen Fußball kein Geld zu verdienen gibt (mit Ausnahme vielleicht vom Rigas FS, die in der letzten Europa League u.a. auch in Frankfurt spielten), versuchen viele den nächsten Karrieresprung in eine bessere Liga zu schaffen - Polen oder Skandinavien sind zB beliebte Ziele.
Und dann gibt es noch eine Fülle an afrikanischen Spielern, die selbst mit so einem Gehalt noch die Familie in der Heimat unterstützen können. Ansonsten sind Vereine nur Spielzeug bzw. Prestige für Besserverdienende, für die es nie schaden kann, Eigentümer eines Fußballclubs zu sein. Und da schließt sich dann der Kreis zu den Bonzen in den Top-Ligen.
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Litauen
In Litauen unterscheidet sich der Fußball und die Anlagen jetzt nicht so sehr von den anderen baltischen Ländern, nur dass der Fußball hier einen höheren Stellenwert einnimmt - was zumindest die Zuschauerzahlen in den Statistiken zeigen. In „unserem“ Pokalspiel der ersten Runde, in dem zwei Zweitligisten aufeinander trafen, hingegen das alte Bild - wenn es hoch kommt, waren vielleicht 100 ZS vor Ort.
Allerdings fand das Spiel an einem Dienstag Abend statt und der Ort Kedainiai, mit seinen Rund 23.000 Einwohnern, wird vermutlich auch an den Wochenenden keine Zuschauermassen anziehen.
Lautstärke war auch nur dann zu vernehmen, wenn mal ein Zug am Stadion vorbei fuhr.
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So konnten am Ende 11 Spiele besucht werden, wobei sich die Gesamtkosten an Eintrittsgeldern auf weniger als 100€ beliefen. Wenn man bedenkt, dass alleine die beiden Spiele in Finnland 40€ gekostet haben, dann waren die Preise im Baltikum ein Witz.
Gesamtzuschauer um und bei 4.700! Aber auch hier muss man die 2.200 ZS in Helsinki beachten.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Reise trotzdem interessant war und Städte wie Riga, Talinn auf jeden Fall sehenswert sind (vor allem mit unzähligen Hansa-Stickern) und sich auf gar keinen Fall hinter den bekannten Touristenhochburgen verstecken müssen.

Und solltet ihr auf den Verbandsliga-Sportplätzen dieses Landes mal den Satz hören „unser Neuzugang hat mal in Estland/Lettland in der ersten Liga gespielt“ dann kann ich euch sagen, der kann nichts :D
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Johnny Sprotten
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Johnny Sprotten »

Ross County FC 1:3 Heart of Midlothian FC
Sa. 03.05.25, 15Uhr
Scottish Premiership- Abstiegsrunde
Victoria Park (Dingwall)
Zuschauer: 4181 (ca. 600 Gäste)

Diese Reise stand in erster Linie mehr im Zusammenhang mit den schottischen Highlands als mit Fußball und doch kamen am Ende zwei Begegnungen der Premiership zu Stande. Die Planung dazu allerdings auch erst knappe 2,5 Wochen vorher, da sich zum Ende der Saison die 12 Teams in eine Meister- und eine Abstiegsrunde teilen und meine Tour schon einigermaßen fest geplant war.
Von den zeitlichen und geographischen Ansetzungen kam daher für mich nur das Heimspiel von Ross County gegen Heart of Midlothian infrage. Mit letzterem Verein hatte ich bereits 4 Tage vorher in Edinburgh eine Begegnung der angenehmeren Art. Mit kurzer Hose und Holzgewehr war ich schon früh bei bestem Kaiserwetter (21 Grad und Sonnenschein!) unterwegs und machte mich spontan auf eine Stadionrunde um das „Tynecastle Stadium“ der Hearts. Dieses liegt halb in einer Wohngegend, halb in einem Industriegebiet. Als ich mich schon vom Ort des Geschehens wegstehlen wollte, kam mir ein kleiner, leicht gebrechlicher Angestellter hinterher und fragte welche Anliegen ich dort hätte? „Nur paar pictures und bißchen kieken“ lautete meine Antwort, schon von mir ins Deutsche übersetzt. „Ach wat mien Jung, komm ma mit rein, kannst auch da machen!“ sprach der Edelmann und führte mich in ein wirklich cooles, steiles und enges Fußballstadion für knapp 20k Zuschauer. Dort erfuhr ich wo die Ultras stehen, wann die Tribünen erneuert wurden, wie teuer und stark der neue Hybridrasen ist und das sie hier einst Liverpool geschlagen haben. Ganz selbstverständlich kannte er Hansa Rostock (Der wahre und große FCH und nicht der Pissverein aus Heidenheim gegen den sie in der Conference League gespielt haben) und wir tauschten gegenseitig Fachwissen aus. Als sein Boss um die Ecke schaute, versicherte er ihm dass ich kein „thief“ sei, „nur ein deutscher Fan der Fotos machen will“. Naja, auf jeden Fall sehr nett und lustig der Mensch. Artig bedankte ich mich bei ihm und wir wünschten uns noch viel sportliches Glück für unsere Teams! „See you in a European-Cup“!!!
Meine Reise, die mich über Fort William auf die Isle of Skye und weiter führte, fand also einen Zwischenstopp in der Ortschaft Dingwall, dem Zuhause von Ross County FC. Der Verein wurde 1929 gegründet und feierte den größten Erfolg mit dem Gewinn des Scottish League Cups 2016 gegen die Hibs aus Edinburgh. Der aktuell am nördlichsten gelegene schottische Premiership- Club trägt seine Heimspiele im Victoria Park (den Werbenamen erspar ich dem geneigten Leser) aus. Dieser bietet knapp 6.500 Hotten Platz und besteht aus vier unterschiedlichen, überdachten Tribünen mit offenen Ecken. Bevor ich mich aber davon überzeugen konnte, stolperte ich erstmal die 30m vom Bahnhof in den Pub „The Mallard“, der 40min vor Anpfiff noch voll mit Hearts- Lads war. Wenn ich mich nicht ausgekannt hätte, und ich kenne mich aus, wäre ich wahrscheinlich auf die Idee gekommen, dass es sich bei angemerkter Veranstaltung um eine Modenschau der Marke „Stone Island“ gehandelt hätte. Nur die Models waren hier kurioserweise durch die Bank voll wie ein Eimer. Von der ultraaffinen Jugend in Schwarz über die anzugtragende Junggesellenabschiedsbande bis hin zum glatzköpfigen Polohemd- Beermonster waren Alle gekommen. Ein Glück das ich hier so gar nicht auffiel, auch wenn ich ihren Pegel nicht mehr erreichen konnte. Der Ultramob aus 30 Gestalten bekam jedenfalls noch ne kleine Ansage von den 3 Cops vor der Tür und dackelte dann zum Stadion. Als Freund von kurzen Wegen tat ich es ihnen kurze Zeit später gleich, denn so prickelnd war die ohrenbetäubende Euro-Dance- Mucke im Innern nun auch wieder nicht. Ein Spaziergang von 5min später bewunderte ich den kleinen, aber netten Ground von dessen West Stand man gut die Hügel der Highlands ausmachen konnte. Links von mir lag die kleine Tribüne der Homesupporter, die dafür aber den besten Namen trägt, Jail Stand, jawoll! Rechts von mir der North Stand, auf dem die gut 600 Heartsheads standen. Und die machten mit einem Kern von ca. 50 Ultras inklusive Trommel eigentlich ganz gut Alarm. Wer schon paar Spiele auf der Insel besucht hat, kennt ja das Phänomen, dass Support eigentlich nur vom Away-Support kommt und so war es auch hier. Einen Heimmob konnte ich nicht ausmachen. Sportlich ging es jedenfalls für die Hearts um nix mehr, seit sie am letzten Spieltag der Vorrunde noch in die Abstiegsrunde rutschten. Ross County allerdings droht der Abstieg und aktuell stehen sie auf dem Relegationsplatz. Für diese Partie konnte der moderne Mann von heute übrigens das Ticket problemlos über die Vereinshomepage zum Vorzugspreis von 20 Schottendollern ordern, was eigentlich recht okay ist. Das Spiel bzw. das Niveau dessen ließ gerade zum Anfang arg zu wünschen übrig, wurde dann im Spielverlauf besser, während Einsatz und Kampf eigentlich zu jeder Zeit passten. Für Ross County erzielte Hale in der 26. Minute das umjubelte 1:0 aber noch vor der Pause glichen die Hearts zum 1:1 aus. In der Pause wurden die Tore nach draußen geöffnet sodass der so genannte Fan noch ein bis drei Kippen inhalieren konnte. Aus meiner Sicht hätte hier ganz klar die gute Chance bestanden, einen Besuch im Stadion kostenneutral zu gestalten. Wie bei Hansa früher, was für Zeiten? In der zweiten Halbzeit rissen Hearts dann die Kontrolle des Spiels an sich und machten noch zwei Dinger. Beim 1:3 rutschte der Verteidiger aber auch weg als hätte er sich für den tiefen Rasen extra Multinockenschuhe angezogen. Vielleicht ist er aber auch auf ner Gurkenschale ausgerutscht? Eins von Beiden auf jeden Fall. Alles in allem sah ich nen kleinen aber feinen Ground, mit Ausblick, fairen Konditionen und nen gut supportenden Auswärtsmob („Wonderful Days“ von Charlie Lownoise und Menthal Theo ist ein Knaller als Fangesang!). Leider gibt es in schottischen Stadien, anders als in englischen, keinen Ausschank von Bier. Das liegt oder lag vor allem an der Begegnung …
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Glasgow Rangers FC 1:1 Celtic Glasgow FC
So. 04.05.25, 12Uhr
Scottish Premiership- Meisterrunde
Ibrox Stadium (Glasgow)
Zuschauer: 49883 (2000 Gäste)

Yes! Old Firm!! Und es gab an diesem Sonntag in Schottland auch gar kein anderes Fußballspiel im schottischen Profibereich. Dass dieses jetzt offenbar so zufällig wie organisatorisch in meinen Kram passte, ließ meine kleine Unterleibsnase wieder auferstehen. Problem war jez nur noch die Eintrittskarte. Vor allem nur noch?! Im Vorfeld versuchte ich jedenfalls noch freundschaftliche Kontakte in die Spur zu kriegen, aber um es kurz zu machen, es gab keine Chance. Etwaige Verbrecherseiten im Internet zu bemühen fiel und fällt sowieso aus! Ergo brach ich aus meiner Residenz nahe Stirling gegen 9.30Uhr auf und schlug ne halbe Stunde später in Glasgow Queen Street auf. Der grün-weisse Buschfunk vermeldete für den Tag auch nix Gutes, nur ne massive Bullenpräsenz und Kontrollen ums Stadion herum, inklusive dem Hinweis nicht ohne Ticket anzureisen. Hinzu kamen noch freundschaftliche Ratschläge wie: “It always happen bad things on Old firm days, never good things“! So kam es dann also, dass ich mich trotzig in das zweitälteste U-Bahnsystem der Welt begab, um zur Station „Ibrox“ zu düsen und dort das Gegenteil zu beweisen. Unweit der Tube-Station steht dann auch das gleichnamige Stadion im Herzen des gleichnamigen Viertels, Ibrox. In der U-Bahn quatschte ich nochmal zwei Stone Island- Models an ob sie wüssten wo ich Adidas-Equipment- Schuhmodel ne Eintrittskarte her bekommen könnte? Die Antwort lautete so wie Borstis und Lunkys (Danke Euch!): Ibrox aussteigen, nach Leuten mit Tickets in den Händen Ausschau halten, Geld in die Hand nehmen und schnell sein. Klar, es handelt sich hier um keine Weltidee, schon gar nicht in Zeiten von E-Tickets und/ oder einfachen QR- Codes, aber es führte zum Erfolg. Nach 10minütiger Observation der Gesamtlage im Allgemeinen, sowie der berittenen Cops und zwielichtigen Gestalten im Speziellen, hielt der inzwischen ca. 70Jahre alte Dauerkartenbesitzer Connor MacLeod (Name von der Redaktion geändert) direkt am Eingang der Station, zwei Eintrittskarten in die Höhe. So schnell wie der Rostocker Roadrunner vor ihm stand hatte er das letzte Mal noch Armin Erich Hary (Gold für Deutschland) laufen sehen. Für 50 Pfund wechselte das Ticket seinen Besitzer und ich fiel auf der anderen Straßenseite erstmal direkt in den vollgestopften Rangers- Pub, in dem ein etwaiges Umfallen, physikalisch nicht mehr möglich war. 20min später war ich mit zwei Lager Bieren bewaffnet (Guiness hab ich mich ehrlicherweise nicht getraut zu bestellen) auf dem Weg in den dazugehörigen Biergarten. Gut es war auch schon nach 11Uhr und ein sonniger Tag, da geht das schon in Ordnung. Und gut dass die FA den Kickoff um 12Uhr ansetzten, bringt nur nix wenn der Pöbel dann einfach noch früher anfängt zu saufen als sonst. Naja, in der „Louden Tavern“ herrschte jedenfalls gute Stimmung und ich staunte über die Bandbreite an gespielten Songs. Ob Tina Turners „Simply the Best“, Scooter oder unionistische bzw. loyalistische Songs, z. Bsp. über die Kämpfe der UVF (Ulster Volunteer Force) gegen die I.R.A. in Nordirland, es war alles dabei und wurde lauthals mitgegröhlt. Kann man drüber streiten warum Glasgower über die Schönheit und Standhaftigkeit der Stadt Londonderry singen (gut wir singen auch über Bützow:) aber irgendwie macht diese jahrzehntelang währende, gegenseitige Abneigung (nett formuliert) schon nen Großteil der Faszination des Old firm aus. Im Stadion jedenfalls gibt es seit 1980 kein Bier mehr zu kaufen nachdem es im Hampden Park beim Cup-Final die derbsten Riots in der Glasgower Fußball-Historie gab. Das war für heute eher nicht zu erwarten, obwohl es das erste Spiel seit Covid war, dass eine halbwegs vernünftige Masse an Gästen aus dem Glasgower East End (2000 Karten gingen an Celtic) den Away Stand im Ibrox bevölkern durfte. Bis 2018 umfasste das Kartenkontingent jedoch noch ca. 7000 Stück, wurde dann allerdings auf 800 reduziert und mitunter ganz eingestampft. 10min vor Anpfiff traf ich dann meinen Kumpel Connor (Es kann nur Einen geben!) im Stadion im Copland Road Stand wieder. Dieser befindet sich hinter dem Tor, gegenüber den Gästefans. Von Denen hatten sich heute, wie erwähnt, gut 2000 Schlachtenbummler eingefunden. Neben dem Green Brigade-Banner und den üblichen Irland-Flaggen, wurde dort auch ein großer Palästina-Schwenker präsentiert. Der Fanblock der Rangers, befindet sich mittlerweile nicht mehr auf der Broomloan Lane neben den Gästen, sondern gegenüber. Somit war ich ganz in der Nähe der Union Bears, wie sich die HSV- und FCK- Brudis seit 2007 nennen. Für heute hatten sich diese eine aus meiner Sicht gelungene Choreo ausgedacht. Vor der blau-weiss-roten Kokarde der Royal Air Force (oder Mod-Bewegung) war ein Typ mit ner Shotgun zusehen der in Richtung Gästeblock zielte und darunter das Spruchband: „Take aim against the rebel scum“ (Den Rebellen-Abschaum ins Visier nehmen). Erinnerte ein wenig an die Dynamo-Choreo und es gab im Nachhinein noch Stress und Empörung in der Presse und Polizeiermittlungen. Irgendwie sind die doch überall gleich. Bollocks! Auf dem Platz und vor allem auf den Rängen ging mit Anpfff die Post ab. Celtic zündete etwas grünen Rauch und die Rangers entfachten eine wirklich nicht erwartete Atmosphäre ins Eckige die mir echt einige Gänsehautmomente bescherte. Also zumindest in der ersten Halbzeit wenn wirklich das ganze Stadion in die Gesänge einstimmte. Dieses wiederum in erster Linie bei Anti- Celtic Songs die beispielsweise mit „Fuck the pope and the I.R.A.“ endeten. Soviel zum 2012 entstandenen Gesetz des „Offensive Behaviour at Football and Threatening Communications“ welches sektiererische und beleidigende Lieder verbietet. Hat gut geklappt. Nicht. Sportlich ging es in dem Spiel eigentlich um nicht viel mehr als die Ehre. Celtic war schon Meister, Rangers Zweiter, hatte das letzte Derby allerdings mit 3:2 im Celtic Park gewonnen. Rangers gleich mit Pfostenschuss in der ersten Minute, spielerisch besser unterwegs, das erste Tor kassierte allerdings der Scheiss-VAR ein. Ein Blödsinn. Kurz vor der Pause fiel dann aber ein echtes Tor für Blau-weiss Glasgow und das Ibrox war am Toben und gleich wieder am Pöbeln, na klar. Nach der Pause allerdings machte Celtic die Rangersführung zunichte und glich aus. Nach fünf Minuten checkte das dann auch endlich der VAR. Was soll das? Leider plätscherte das 446. Old firm dann so vor sich hin und es wurde nur ganz zum Ende nochmal etwas spannend. Celtic konnte die Überlegenheit allerdings nicht mehr nutzen und so blieb es beim 1:1. Stimmungsmäßig flachte die Partie in Halbzeit 2 auch unüberhörbar ab, auch weil UB sich kurioserweise im Dauersingsang und - trommeln übte. Obwohl ich zugeben muss, klar zu Celtic zu halten, so war ich insgesamt vom Auftritt des Auswärtsmobs enttäuscht. Gut, erste Hz. waren die Rangers top, aber so richtig coole Songs einheitlich gesungen, das gabs von den Kelten auch in Hz 2 nicht so wirklich. Vielleicht stand ich auch einfach zu weit weg? Zum Ende gab es vom Heimpublikum noch ein „God shaved the queen“ , allerdings auch viel zu schnell gesungen und dann war Schluss. Einige waren da schon längst unterwegs, was für mich auch so eine Unart darstellt. Aber die Ultras waren noch da und ich auch, denn mein Kumpel Connor wollte unbedingt das schöne Papierticket wiederhaben. Vielleicht hatte er Angst dass ich mit seinem aufgedruckten Namen bei Instagram Scheiße baue oder so? Ich konnte sein Kauderwelsh aber echt nicht verstehen. Jedenfalls stöberte ich durch die Sitzreihen in der Hoffnung noch ne Karte als Souvenier mitnehmen zu können, als mich son schwarzgekleideter Jungdachs Anfang Zwanzig, auf meinen khakifarbenen Windbreaker ansprach. Als ich beim vierten Mal endlich verstanden hatte, dass der farbenblinde Comedian, gerade Khaki mit Emerald green verwechselt und offenbar auf hart machen will, bekam ich schon erhöhten Puls und fragte ihn spontan wie neugierig ob er damit und überhaupt ein Problem hatte? Keine Ahnung, ich hatte schon bessere Ideen im Leben, aber als einer seiner schlaueren Kumpels mit „Rostock“ (is where I`m from), „Hansa“ verbinden konnte, wurden die Jungs dann ganz zahm und fast schon freundlich. Auf ihr „Good Team (Hansa), you`re always welcome“ pfiff und werde ich dennoch auch zukünftig drauf pfeifen. Pfeifen! Egal.
Ich war beim Old firm und muss sagen, damit ist schon so eine Art Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Das Stadion sollte man gesehen haben, für mich eines der schönsten die ich bislang besucht habe. Mit der Ultrakultur auf den britischen Inseln tue ich mich immer noch irgendwie schwer. Ich denke aber und rechne es ihnen an, dass sie stimmungsmäßig totgeglaubte Stadien wiederbeleben können und Schwung in die Sache bringen. Ob das Stehplätze sind, die wieder entstehen (der komplette Unterrang des gesamten Stadions stand 90min), gute Choreos, Graffitiaction, Bengalos und Rauch oder Drittortverabredungen. Es bewegt sich was. Cheers Brosnan
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Zuletzt geändert von Johnny Sprotten am Fr 9. Mai 2025, 13:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Reiseberichte

Beitrag von Flo »

Schöner Bericht! Auch gut zu lesen, dass Borsti seine Tipps manchmal doch helfen :D
Alle woll'n nach Hause,nur der Bus kippt und. Der Bus kippt um. Der Bus kippt um.
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