Hallo zusammen,
nachdem die Analyse der letzten Saison ja recht gut ankam, dachte ich mir, nach fast einem gespielten Drittel der neuen Saison kann man schon mal ein kleines statistisches Zwischenfazit ziehen. Die Zeit, jedes Spiel nochmal über die vollen 90 Minuten zu schauen, ist jetzt leider (oder besser zum Glück) nicht mehr da. Mich mit Zettel und Stift in den Gästeblock zu stellen, das habe ich mich noch nicht getraut. Daher muss ich mich bei den Daten auf das verlassen, was das Internet so hergibt.
Grundlage meiner Auswertung der letzten Saison waren ja die erwarteten Tore (expected Goals, kurz xG) je Spiel, aus denen ich dann die daraus resultierenden Punkte abgeleitet habe. Zwei Seiten, die u.a. den xG je Spiel angeben, habe ich gefunden:
FootyStats und
FiveThirtyEight.
Eine Vorstufe des xG ist ja das Torschussverhältnis. Tendenziell sind die Mannschaften erfolgreicher, die häufiger auf das Tor schießen, als ihre Gegner. Gemäß den Zahlen von FootyStats haben wir in fünf von zehn Spielen öfter auf das Tor geschossen als unsere Gegner, in den anderen Spielen dementsprechend weniger häufig. Insgesamt stehen 127 Torschüsse auf unserer Seite 134 Torschüssen unserer Gegner gegenüber. Nach Gesamtzahl liegen wir beim Torschussverhältnis mit 48,8% also leicht unter dem Ligamittelwert (50%), bei Betrachtung je Spiel genau im Mittel. Diese zahlen decken sich auch in etwa mit denen des Kickers, wobei dort tendenziell weniger Torschüsse angegeben sind.
Wandelt man das Torschussverhältnis je Spiel in Punkte um, wobei bei einer Differenz von +-1 ein Punkt zu Buche steht, so gewinnen wir die Spiele gegen Darmstadt, Nürnberg und Sandhausen (neun Punkte) und holen gegen den KSC, Hannover, Dresden und Schalke Unentschieden (vier Punkte). 13 Punkte wären gemäß Torschussverhältnis also zu erwarten, zwei mehr als aktuell vorhanden.
Kommen wir zum xG (nach FootyStats): Den höchsten Wert haben wir im Sandhausen-Spiel erreicht (1,92), den zweithöchsten gegen Schalke (1,74), unsere stärksten Gegner waren in dieser Hinsicht Bremen (2,31) und Kiel (1,78). Über alle zehn Spieltage liegt der xG bei 14,54 zu 15,29. Heißt, (gerundet) 15 Tore wären bei genauso vielen Gegentoren erwartbar gewesen. Mit den Gegentoren passt das auch, mit den selbst geschossenen (11) leider nicht. Auf Spielebene betrachtet haben wir in drei Spielen einen höheren xG (Darmstadt: 1,61 zu 1,31 Nürnberg: 1,6 zu 1,4 Sandhausen: 1,92 zu 0,61), in vier Spielen einen minimal niedrigeren/höheren (KSC, Hannover, Heidenheim, Schalke) und in drei Spielen einen niedrigeren (Dresden, Bremen, Kiel). Gemäß xG wären also auch 13 Punkte zu erwarten.
Bei FiveThirtyEight wird neben dem Shot-based xG auch der Non-shot xG angegeben. Der Non-Shot xG sagt aus, wie viele Tore aus Nicht-Torschuss-Aktionen zu erwarten sind. Beispiel: Kommt ein Pass im zentralen Bereich des gegnerischen Strafraums an, so resultiert daraus in 10% ein Tor. Zehn solche Aktionen in einem Spiel führen dann zu einem xG von 1, da dann genau ein Tor zu erwarten ist.
Die Daten des (klassischen) Shot-based xG würde ich mal vorsichtig in Frage stellen. Hier liegt das Verhältnis bei 13 zu 18,3, wobei Hansa nur in zwei Spielen einen höheren Wert hat als der Gegner (Nürnberg: 2,3 zu 0,7 Sandhausen: 1,8 zu 1,2). Mit dem 1,0 zu 1,0 in Hannover käme Hansa also auf magere sieben Punkte, was gleichbedeutend mit einer Überperformance von aktuell vier Punkten wäre.
Das Gegenteil dazu sagt der Non-shot xG aus, der eben alle anderen fußballerischen Aktionen außer den Torschüssen mit erwartbaren Toren bewertet. Insgesamt liegt Hansa hier mit 12,7 zu 12 vorne. In sechs Spielen (Karlsruhe, Dresden, Darmstadt, Nürnberg, Schalke, Sandhausen) war Hansa in Nicht-Torschuss-Aktionen klar torgefährlicher (liest sich komisch, ist letztendlich aber die Aussage dieses Werts). Gegen Hannover wäre auch hier ein Unentschieden erwartbar gewesen, während wir gegen Bremen (0,5 zu 1,7) und Kiel (0,1 zu 2,1) klar unterlegen waren. Drückt man das in Punkten aus, kämen sechs Siege und ein Unentschieden, also ganze 19 Punkte, zusammen.
Was heißt das jetzt?
Wie so oft liefert das jetzt keine allzu neuen Erkenntnisse, sondern bestätigt teilweise nur das, was man eh schon weiß: Bislang machen wir zu wenig aus Spielen, in denen wir eigentlich überlegen sind. Unsere Spielanlage ist in den meisten Spielen (selbst gegen vermeintlich starke Gegner) sogar besser. Es gelingt aber noch nicht, daraus zu entsprechend vielen guten Abschlusssituationen zu kommen. Die Abschlusssituationen zu denen man kommt, bleiben gleichzeitig noch zu häufig ungenutzt. Deswegen ist es bislang eben "nur" das untere Mittelfeld. Bange wird mir vor dem Rest der Saison nicht.